“Liebe lernen”, so lautete das Thema, mit dem ich mich letztes Wochenende in einem Gleichklang-Seminar in Hannover mit 20 Partnersuchenden zwei Tage lang auseinanderzusetzen durfte.
Es war ein lebendiges Seminar mit engagierten Teilehmenden und ich habe – neben vielen anderen – vor allem zwei Einsichten gewonnen, die ich in diesem Artikel an alle Partnersuchenden weitergeben möchte:
- Partnersuche ist oft mit viel Druck verbunden. Doch diesen Druck machen machen wir uns in Wirklichkeit selbst.
- Partnersuche hat nicht nur ein Ziel, sondern kann auch ein Weg sein – ein Weg des Wachstums, der Veränderung und der Lebensfreude
Druck bei der Partnersuche hinter sich lassen
“Wo möchte ich in 5 Jahren stehen?”, lautete daher auch die erste Frage, die die Seminarteilnehmer in Kleingruppen bearbeiteten. Bewusst ging es um fünf Jahre, um sogleich erlebbar zu machen, dass wir alle Zeit für die Partnersuche haben, die wir brauchen. Für eine Reihe von Teilnehmenden war dies sehr entlastend.
Genau zu diesem Thema ein weiteres Erlebnis:
Vor Kurzem schrieb mir ein Gleichklang-Mitglied, welches nach 10 Jahren der Suche bei Gleichklang (ja, 10 Jahre!) ihr Lebensglück in Form einer innigen Partnerschaft gefunden hat. Mit Gleichklang war sie hoch zufrieden und die 10 Jahre erlebte sie nicht als verloren, sondern als gewonnen.
Natürlich ist 10 Jahre nicht die durchschnittliche Suchzeit. Manche finden nach wenigen Wochen, andere nach Monaten, 1-2 Jahren, bei manchen dauert es eben länger. Na und?
Wie muss eine Partnerschaft aussehen? Was sagt die Gesellschaft?
Auch diese Fragen traten im Seminar auf. Es wurde ihnen nachgegangen, indem die Teilnehmenden sich erlaubten, über ihre Bedürfisse zu reflektieren und sich dabei auch mit verschiedenen Partnerschaftsmodellen zu beschäftigen. Deutlich wurde, dass wir uns oft durch ein einziges Modell von Partnerschaft unnötig unter Druck setzen. Tatsächlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, Partnerschaften zu gestalten und zu entwickeln. Was die Gesellschaft oder andere dazu sagen, ist unwichtig.
Stress, Unbehagen und Angst vor dem Treffen
Unbehagen oder Angst vor dem relaen Kennenlernen: “Wie komme ich an?” “Was tun, wenn der andere mir nicht gefällt oder ich mich zurückgewiesen fühle?”, “Muss ich ein Pflichtprogramm durchziehen?” Alles nachvollziehbar, aber vermeidbar durch eine andere Einstellung, mehr Gelassenheit und vor allem offenere Kommunikation. In Zweiergruppen, Dreier- und Vierergruppen erzählten sich die Teilnehmenden des Seminars von ihren Bedürfnissen, Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen – siehe da, die meisten kamen in einen sehr guten und oft tiefen, sich verstehenden Kontakt miteinander. Warum muss es beim Dating anders sein? Warum können wir dort nicht genauso offen kommunizieren und so das Date als Chance sehen, einander ohne Angst, Stress und Anspannung kennenzulernen?
Wenn es nicht funkt
Wie damit umgehen, wenn es nicht funkt? Wer sagt, dass Funken sprühen müssen? Häufig entstehen partnerschaftliche Beziehungn, gerade im mittleren oder höheren Alter, auf der Basis eines schrittweisen Kennenlernens, Verstehens, Wertschätzens, Mögens und schließlich Liebens. Funken verlöschen demgegenüber oftmals schnell, bei Jugendlichen sprühen sie am stärksten und verlöschen am heftigsten. Warum dürfen, sollten wir dies nicht mit wachsender Lebensalter ändern?
Übrigens heißt dies aber nicht umgekehrt, dass es nicht funken darf. Aus unseren Befragungen von Gleichklang-Paaren kennen wir drei Verläufe, die alle drei im Verlauf der weiteren Begegnung zu glücklichen und dauerhaften Parterschaften führen können:
- Es funkt sofort
- Gegenseitige Sympathie ist vorhanden
- Anfänglich besteht Unsicherheit
Aus all diesen Voraussetzungen kann ein dauerhaftes Partnerglück entstehen. Je intensiver kommuniziert wird, desto besser ist die Basis für die Entstehung einer neuen Beziehung unter allen Voraussetzungen.
Partnersuche als Ziel und Weg
Oft sehen Partnersuchende nur das Ziel und wollen es so schnell wie möglich erreichen. Besser heute als morgen. Solange das Ziel nicht erreicht ist, herrscht Unzufriedenheit.
Manche haben auch gleichzeitig Angst und tun – mehr oder weniger bewusst oder unbewusst – alles dafür, um das Ziel in Wirklichkeit doch zu verfehlen. So sind sie in einer Spirale von Wunsch, Hoffnung, Angst und Frustration.
Tatsächlich gibt uns aber die Phase der Partnersuche viele Chancen, zu lernen und uns zu entwickeln:
- Bei der Erstellung des Profils können wir über uns selbst reflektieren und gleich mit positiven Veränderungen beginnen, Vorsätze umzusetzen. So mögen wir uns im Profil wahrheitsgemäß als Nichtraucher bezeichnen, weil wir genau dies zum Anlass nehmen, jetzt Nichtraucher zu werden. Wir können sportliche Aktivitäten initiieren oder unsere Ernährung verändern. Unzähige weitere Beispiele sind möglich.
- Über das Anschauen von Profilen können wir lernen, nicht zu schematisch zu denken und erst einmal den Kontakt aufzunehmen, um zu schauen, was sich möglich ist und sich ergibt.
- Beim Nachrichtenaustausch lernen wir, uns selbst zu öffnen, nicht uns zu präsentieren, sondern uns zu schildern, wie wir sind – und gleichzeitig Interesse am anderen zu zeigen und zu erleben.
- Beim ersten Kennenlernen überwinden wir Ängste, Hemmungen, befreien uns von einschränkenden Erwartungen. So können wir jedes Treffen als Chance begreifen für das Einüben von zwischenmenschlichem Austausch und Kommunikation.
Im Seminar wurde deutlich:
- Wir alle kommunizieren sprachlich nicht zu viel, sondern zu wenig. Oft machen wir uns viele Gedanken, anstatt zu fragen und die Sprache für das zu nutzen, wozu sie da ist: Klarheit über das Erleben des anderen zu erhalten und Klarheit über unser eigenes Erleben tu geben.
- Kommt keine Beziehung zustande, ist dies kein Weltuntergang. Denn Partnersuche ist ein Weg, auf dem wir lernen und Freude erleben können. Dieser Weg kann als Krönung mit einer Partnerschaft belohnt werden, was gerade dadurch erreicht wird, dass wir den Weg als Weg und nicht nur als Ziel begreifen. Nicht vergessen sollten wir aber, dass auch die Partnersuche an sich eine lohnende Lebenszeit ist, die niemals vergeudet ist – zumal auch gute Freundschaften entstehen können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin viel Freude bei Gleichklang und überall sonst im Leben