Seit 17 Jahren werte ich die die Erfolge und Misserfolge unserer partnersuchenden Singles bei Gleichklang aus. In meinem neuen ▶ Video “So gelingt die Partnersuche – die wirksamsten Strategien” habe ich meine so gewonnenen Erkenntnisse zu zentralen Leitprinzipien, den größten Fehlern oder Irrtümern, sowie eine Reihe von Grundregeln für eine erfolgreiche Online-Partnersuche zusammengefasst.
Das Video zeigt die Ergebnisse und Empfehlungen unter Bezug auf psychologische Studien und unsere eigenen Analysen. In diesem Text gebe ich einen kurzen Überblick über das Video mit einer teilweise anderen Reihenfolge der wesentlichen Befunde als im Video. Hier reiße ich aber nur vieles an, was im Video vertieft wird.
Der größte Irrtum
Der größte Irrtum bei der Online-Partnersuche ist die Annahme “Viel hilft viel”. Diese Annahme zeigt eine enorme Verbreitung, löst aber ebenso viel Schaden aus. Tatsächlich geht die Vervielfachung der Kontaktoptionen durch die modernen Dating-Apps seit Jahren mit wachsenden Single-Raten in allen Industrieländern einher. Dabei wünscht sich nach wie vor die überwältigende Mehrheit aller Erwachsenen nichts so sehr wie eine feste Beziehung. Es ist nicht trotz, sondern wegen der großen Anzahl der Kontaktoptionen heute so schwierig sei, eine Beziehung zu finden.
Psychologischer Hintergrund sind u.a. zwei Effekte:
- Bei wachsender Alternativenanzahl verschlechtern sich unsere Auswahlentscheidungen, da wir so gezwungen werden, immer mehr auf oberflächliche und verkürzende Entscheidungsstrategien zurückzugreifen. Dieser Choice Overload-Effekt führt dazu, dass sich unsere Auswahlentscheidungen immer mehr an Faktoren orientierten, die tatsächlich keinerlei Informationen darüber beinhalten, ob mit einer vorgeschlagenen Person eine glückliche Beziehung entstehen kann oder nicht.
- Ein wachsende Alternativenanzahl führt zu wachsender Unzufriedenheit mit allen Alternativen. Denn so wird die Hoffnung erzeugt, dass künftig eine noch besser passende Person vorgeschlagen werden wird. Dadurch leidet die Bindungsbereitschaft und die Betreffenden bleiben Single.
Glücklicherweise kann die Kenntnis dieser beiden Effekte helfen, sich von ihnen mindestens ein Stück weit frei zu machen und dadurch den Schaden, die durch die vielen Kontaktoptionen entsteht, zu begrenzen.
Das zentrale übergeordnetes Leitprinzip des Online-Dating
Für alle Partnersuchenden ist es wichtig, das folgende übergeordnete Leitprinzip zu verinnerlichen:
- Partnerfindung ist ein seltenes Ereignis, welches aber dennoch bei den meisten Suchenden eines Tages eintritt. Partnerschaft findest Du dabei beim Online-Dating dann, wenn Du grundsätzlich zu einer Beziehung bereit bist und Dich auf dieser Basis auf einen einzelnen Menschen ganzheitlich einlässt, damit ihr gemeinsam Eure Chancen für eine Beziehung miteinander ausloten und Ja zueinander sagen könnt, wenn die Grundvoraussetzungen zwischen Euch stimmen.
Was bedeutet dies konkret?
Ein entscheidender Teil der Aussage ist, dass Partnerfindung ein seltenes Ereignis ist:
- Es ist nicht alltäglich, dass zwei Menschen zueinander finden, die so miteinander ticken, dass sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen möchten. Das geschieht nicht oft, sondern selten. Meistens geschieht es daher auch nicht sofort, sondern erst nach längeren Warte- und Suchzeiten.
- Entscheidend ist aber auch, wie diese Suchzeit genutzt wird. Partnerfindung tritt nicht durch viele Kontakte oder die Auswahl aus einer großen Anzahl aus Vorschlägen ein, sondern sie tritt allein dadurch ein, dass die Betreffenden sich auf ein vertiefendes Kennenlernen mit einzelnen Personen einlassen, um dem Entstehen von emotionaler Resonanz eine Chance zu geben. Zu viele Kontaktoptionen lenken hiervon ab und können daher das Entstehen dieser emotionalen Resonanz blockieren.
- Ganz wichtig ist die Geduld. Nach Auswertungen unter Gleichklang-Paaren dauert die Partnersuche im Durchschnitt zwei Jahre, es gibt aber auch viele, bei denen mehr Zeit notwendig ist. Wer sich hieraus von vornherein einstellt, wird eher bis zum Erfolg durchhalten als diejenigen, die schnelle Erfolge erwarten.
Dies sind 9 weitere zentrale Fehler und Irrtümer
Dies ist eine Auflistung der häufigsten Fehler oder Irrtümer beim Online-Dating. Diese können den Erfolg der Partnersuche verhindern. Es ist daher wichtig, sie zu kennen und im eigenen Dating-Verhalten zu korrigieren:
- Mein Dating-Profil ist wie eine Bewerbung, bei der ich mich positiv darstellen sollte: Studien zeigen, dass bereits geringe Tendenzen zur überzogenen positiven Selbstdarstellung mit anderen Teilnehmenden Ablehnung, Ärger und Kontaktabbruch auslösen können. Eine Partnerschaft ist kein Arbeitsplatz, wo wir nach einer Probezeit Kündigungsschutz erhalten. Anders als bei einem Beschäftigungsverhältnis gibt es bei einer Partnerschaft auch keine klar definierte Freizeit, wo jeder tun kann, was er will. Unser Ziel bei der Partnersuche ist nicht, eine andere Person zu verleiten, unter geschönten Voraussetzungen eine Beziehung mit uns zu beginnen. Unser Ziel ist vielmehr, eine andere Person zu finden, die uns so liebt, wie wir sind.
- Den freien Text halte ich auf meinem Dating-Profil lieber kurz: Studien zeigen, dass der freie Text tatsächlich eine maßgebliche Rolle für die Attraktivitätswahrnehmung spielt. Gerade der freie Text gibt die Möglichkeit, die eigene Person mit ihren Wünschen, Bedürfnisse und Beziehungsvorstellungen umfassenden vorzustellen. Eine Auswertung von Gleichklang ergibt, dass die Vermittlungschancen bei der Online-Partnersuche bis zu einer Zeichenanzahl von 2000 mit wachsende Länger des freien Text ansteigen. Erst nach 2000 Zeichen hat eine weitere Verlängerung des freien Texte keinen Einfluss mehr auf den Vermittlungserfolg.
- Ich sehe sofort am Foto, ob mir jemand gefällt: Richtig ist, dass ein erster Attraktivitäts-Eindruck bereits in Sekunden und Bruchteilen von Sekunden entsteht. Richtig ist aber auch, dass sich diese erste Eindruck bei einem weiteren Kennenlernen noch grundlegend verändern und sich sogar umkehren kann. Studien belegen, dass manche Partnersuchende ihre späteren Partner:innen anfangs nicht attraktiv fanden, sich dies aber änderte, als sie ihre späteren Partner:innen als Personen besser kennenlernten. Wir mögen nicht nur die, die wir attraktiv finden, sondern wir finden auch diejenigen attraktiv, die wir mögen. Wenn wir aber nur nach dem Foto gehen, berauben wir uns der Möglichkeit für einen solchen Prozess der Weiterentwicklung und Veränderung unserer Attraktivitäts-Wahrnehmung.
- Ich lasse mich lieber finden, als selbst aktiv den Kontakt aufzunehmen: Viele Partnersuchende denken so. Wenn aber beide abwarten, ist eine Beziehung zwischen ihnen bereits von vornherein zum Scheitern verurteilt.
- Weite Entfernungen stehen einer glücklichen Beziehung entgegen: Die Besonderheit des Online-Dating ist, dass Beziehungen auch zwischen Menschen entstehen könnten, die in weiterer geografischer Entfernung voneinander leben. Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Fernbeziehungen im Verlauf genau so glücklich und stabil werden wie Beziehungen, die sich im geografischen Nahraum abspielen. Statistische Auswertungen bei Gleichklang-Paaren bestätigen, dass die anfängliche räumliche Distanz zwischen den Paaren keinerlei Zusammenhang zu ihrer späteren Beziehungszufriedenheit und den Trennungsraten aufweist.
- Körpergröße, Einkommen und sozialer Status sind wichtige Auswahlkriterien: Partnerschaften werden glücklich, wenn die Werthaltungen, Lebensziele und Beziehungsvorstellungen übereinstimmen. Ist dies der Fall sind Merkmale, wie Körpergröße, Einkommen und soziale Status unwichtig.
- Kommt es zu Komplikationen im Kontaktverlauf ist ein weiteres Kennenlernen zwecklos: Partnersuchende betrachten oft einen Kontakt als erledigt, wenn die andere Person nicht antwortet oder mehrfach Treffen aufgeschoben werden. Eine Umfrage unter Gleichklang-Paaren hat aber gezeigt, dass solche anfängliche Komplikationen bei vier von 10 der späteren Paaren aufgetreten sind. Hätte eine Seite nicht noch einmal nachgehakt, wären alle diese Beziehungen nicht entstanden.
- Entstehen beim ersten Treffen keine starken positiven Gefühle, sollte ein Kontakt beendet werden: Wir haben Paare, die sich bei Gleichklang fanden, über ihre Gefühle beim ersten Treffen befragt. Nur bei 46 % der Befragten hat es beim ersten Treffen gefunkt. Nur 23 % gaben an, beim ersten Treffen sogar verliebt gewesen zu sein. Entsprechend waren bei mehr als der Hälfte der späteren Paare noch keine größeren Gefühle beim ersten Treffen aufgetreten. Zueinanderfinden konnten sie nur, weil sie ihrem Kennenlernen eine weitere Chance gaben.
- Treten frühe Irritationen in der Phase des Beziehungsaufbaus auf, ist dies ein schlechtes Zeichen: Nach Studien treten gerade in der ersten Phase einer Beziehung besonders oft Irritationen auf. Dies erklärt sich damit, dass sich die Beteiligten noch nicht gut genug kennen, sodass sie immer wieder Überraschungen über die andere Person erleben, die nicht immer positiv sind. Gelingt es den Beteiligten, diese Irritationen zu klären, nehmen Irritationen mit wachsendem Vertrauen ab und die Liebe kann wachsen.
Das sind die 16 Grundregeln für ein effektives Online-Dating
- Betrachte die Partnersuche nicht als einen Auswahlprozess aus vielen Profilen, sondern lasse Dich auf die einzelne Person ein, um die Entstehung von emotionaler Resonanz zu ermöglichen. Wenige Kontakte können bei der Partnersuche mehr sein. Setze daher neue Vorschläge und weitere Kontakte sofort aus, wenn sich ein einzelner Kontakt vertieft.
- Betrachte Dein Dating-Profil auf keinen Fall als eine Bewerbung, sondern stelle Dich mit uneingeschränkter Authentizität vor, damit Du eine andere Person finden kannst, die Dich so liebt, wie Du bist.
- Nutze den freien Text, um Dich ausführlich vorzustellen, sodass die andere Person mehr über Deine Person, Deine Lebensprinzipien, Deinen Lebensstil und Deine Vorstellungen von Beziehung erfährt. Vermeide Dating-Plattformen, die den freien Text auf eine geringe Anzahl an Zeichen begrenzen.
- Mache Dir klar, dass das Foto nur einen geringen Informationswert hat. Schaue Dir ein Profil ganzheitlich an und gebe einem Kontakt eine Chance, wenn Du unabhängig vom Foto ein Interesse verspürst, die andere Person kennenzulernen.
- Mache es Dir zur Angewohnheit, immer von Dir aus und eigeninitiiert den Kontakt zur anderen Person aufzunehmen, wenn Du ein gewisses Interesse verspürst und wenn sich kein anderer Kontakt gerade vertieft.
- Glaube an die Liebe und sei offen für weitere Entfernungen. Wenn es wirklich passt, überwinden Menschen, die sich lieben, jede Entfernung.
- Richte Dein Augenmerk auf die Passung der Werthaltungen, Lebensziele und Beziehungsvorstellungen. Mache Dich bewusst frei von oberflächlichen Suchkriterien, wie Körpergröße, Einkommen oder sozialer Status.
- Treffe Dich möglichst bald mit einem Online-Kontakt außerhalb des Internets, da ansonsten Online-Kontakte oft einschlafen, das Aufchieben von Treffen als Desinteresse gedeutet wird, Du Dir ein womöglich nicht zutreffendes Zerrbild der anderen Person aufbaust oder Deine eigenen Hemmungen und Ängste vor einem Treffen immer mehr zunehmen.
- Komplikationen im ersten Kontaktverlauf sind häufig und sagen nichts über die Chancen einer Beziehung aus. Frage daher immer nach einer gewissen Zeit freundlich nach, wenn Du keine Antwort erhältst und schlage einen neuen Termin vor, wenn ein Treffen abgesagt wird.
- Verabrede Dich erneut, auch wenn es beim ersten Treffen nicht funkt und Du nicht verliebt bist. Denn oft kann sich über weitere Treffen eine Sympathie zur Liebe vertiefen.
- Gehe gelassen mit Irritationen beim Beziehungsaufbau um. Sprecht offen miteinander, um die Perspektive des Gegenübers besser verstehen und so die Irritationen überwinden zu können.
- Verlange keine großen Gefühle beim ersten Treffen. Setze den Kontakt fort, wenn Du eine Sympathie verspürst und geben dieser die Chance, sich über weitere Treffen zur Liebe zu vertiefen.
Am Anfang steht die Selbstreflexion
Was will ich wirklich?
- Denke noch einmal darüber nach, woran Deine vorherigen Beziehungen scheiterten. Suche gezielt nach Personen, die sich in den Merkmalen, aufgrund derer Deine vorherigen Beziehungen scheiterten, von Deinen vorherigen Partnern unterscheiden. “Achten wir hierauf nicht, neigen wir nach Studien dazu, uns immer wieder Partner:innen suchen, die unseren Expartnern:innen ähnlich sind.
- Nutze das Nachdenken über Deine vergangenen Beziehungen zur Selbstreflexion über die eigene Person, sowie Deine Bedürfnisse und Möglichkeiten, um in einer Beziehung glücklich werden zu können. Suche nach einer Person, die über hierzu passende Bedürfnisse und Möglichkeiten verfügt. So ist beispielsweise die Suche von monogamen Beziehungspartnern nur für diejenigen zu empfehlen, die monogam sein können und wollen. Für andere ist die Suche nach Partnern für eine offene oder polyamore Beziehung sinnvoller.
- Zwinge Dich nicht zu einer Beziehung, wenn Du Dich nicht fest binden möchtest. Immer wieder treffen ich beim Coaching auch Menschen, bei denen nicht klar wird, warum sie überhaupt eine Beziehung suchen. Oft wird schließlich deutlich, dass sie Angst haben, als Single durch die Gesellschaft abgestempelt zu werden oder sich nur an ihre Verwandten und Freunde anpassen wollen, die längst eine Beziehung haben. In diesem Fall ist es für die Lebenszufriedenheit viel sinnvoller, von einer festen Partnerschaft abzusehen und sich anderweitig sozial zu vernetzen.
Sinnerfüllt leben
Sie sollten mit Lebensglück und Sinnerfüllung nicht auf die Partnerfindung warten. Es Ihre Lebenszufriedenheit und den Erfolg der Partnersuche gilt die folgende Grundregel:
- Warte mit Lebensglück und Sinn nicht auf die Partnerfindung, Baue Dir bereits als Single ein glückliches Leben auf. Es ist ein großer Fehler, mit dem Glücklichsein auf eine Partnerschaft zu warten. Singles, die sich einen sinnerfüllten Alltag aufbauen, können diesen als Ressource in eine künftige Beziehung einbringen und erhöhen die Chancen ihrer Partnersuche.
Vertiefung in meinem Buch
Alle genannten Leitlinien, Fehler und Irrtümer, sowie Grundregeln für ein effektives Online-Dating sowie zahlreiche weitere Faktoren führe ich in der Tiefe aus in seinem im Edigo-Verlag für psychologische Sachbücher erschienenen ▶ Dating-Ratgeber “A Perfect Match? Online-Partnersuche aus psychologischer Sicht“. Dort sind auch Übungen enthalten zur Erstellung eines effektiven Dating-Profils, eines aussagekräftigen freien Textes und der Eingabe wirksamer Suchkriterien. Ebenso werden Empfehlungen für die Vorbereitung auf Treffen, den Beziehungsaufbau und die Aufrechterhaltung des Beziehungsglück gegeben.
In dem Buch werden alle Fragen beantwortet, die Gleichklang-Mitglieder in 17 Jahren an uns stellten. Alle Gleichklang-Mitglieder, aber auch alle, die sich für die Themen Partnersuche und Psychologie interessieren, werden von dem Buch profitieren können. Sie können das Buch gerne bei uns ▶ direkt bestellen oder über den Buchhandel und Internetbuchhandel.
Komprimierte Vertiefung im Video
Dieser Text ersetzt das Video nicht, sondern reiß´t es an und ergänzt es. Im Video werden weitere Perspektiven und Empfehlungen in einem psychologischen Kontext dargestellt. Insofern sei das Anschauen des Videos empfohlen: ▶ Hier zum Video!
Bei Gleichklang begleiten wir Sie mit Ihrer Beziehungssuche bis zum Erfolg. Bei offenen Fragen oder Schwierigkeiten können Sie auch auf Wunsch einen ▶ Coaching-Termin mit mir vereinbaren: