Worum es heute geht
Heute stelle ich einige erste Zwischenergebnisse unserer großen ▶ Umfrage zu den “Storys of Love” vor.Weitere Teilnehmende sind willkommen!
- Was sind die häufigsten Storys und was sind die seltensten? Was sind die beliebtesten Storys? Bei welchen Storys werden Beziehungen glücklich? Was geschieht, wenn die ideale Story (das, was Sie sich wünschen) von der realen Story (so, wie die Beziehung ist) abweicht?
Und wenn Sie eher knapp haben möchten, ist dies auch kein Problem:
- Klicken Sie auf diesen ▶ Link zur Zusammenfassung der Ergebnisse.
Erst ein Zwischenergebnis:
Unsere Umfrage zu den “Storys of Love” läuft noch ein wenig weiter. Wir sind nämlich noch unter 1000 vollständigen Teilnehmenden. Das ist verständlich, weil die Umfrage mit 30 bis 40 Minuten lang ausgefallen ist. Dafür haben mir bereits mehrere Teilnehmende geschrieben, dass allein die Beantwortung der Fragen ihnen bereits sehr geholfen habe.
Erst wenn wir die 1000 Teilnehmenden überschritten haben, werden wir die finale Auswertung vornehmen und dann daraus u.a. einen Test für alle Interessierten machen. Zu den Ergebnissen werde ich ein Video erstellen, was meine bisherigen beiden Videos zu diesem Thema ergänzen wird:
- ▶ Video I: Liebe als “Story of Love”: Der Ansatz wird vorgestellt und fast 30 Storys werden erzählt. Wer dieses Video schaut, wird einen guten Einblick in den Story-Ansatz gewinnen und dadurch in der Lage sein, die eigenen Beziehungen noch einmal Revue passieren und besser einordnen zu können.
- ▶ Video II: “Was tun, damit eine Liebe glücklich und nicht unglücklich wird?”: Vorliegende Forschungsbefunde werden aufgegriffen, wie die Storys of Love unser Liebesglück beeinflussen. Wer dies Video schaut, wird Ideen bekommen, wie die aktuelle oder künftige Beziehungszufriedenheit verbessert werden kann. Dies betrifft sowohl Partnersuche und Partnerwahl, wie auch Beziehungsgestaltung.
Weil aber insgesamt erstaunlich wenige Befunde vorliegen und weil wir den Ansatz in unser Matching integrieren wollen, haben wir die ▶ laufende Umfrage gestartet. Bitte nehmen Sie teil, wenn Sie dies noch nicht getan haben – Mitglieder erhalten einen extra Gratismonat, Nicht-Mitglieder erhalten einen wirklich großen Rabatt für ihre Teilnahme bei Gleichklang (69 EUR statt 98 EUR).
Die hier skizzierten Ergebnisse sind erst vorläufig und werden sich noch ein wenig in die eine oder andere Richtung verschieben.
Was sind die häufigsten Storys of Love?
Auf einer vierstufigen Skala wurden hier nur diejenigen Personen ausgewählt, die die Story auf der höchsten Stufe bejahten, sie also wirklich in prägnanter und eindeutiger Art und Weise erfüllten.
Die häufigsten Storys sind – genannt in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit – die Storys der Liebe als
- Vertrautheit (53,5 %)
- Garten (51,4 %)
- Monogamie (40,5 %)
- Lernen und Lehren (37,9 %)
- Sexualität (36.0 %)
- Entscheidung für die Beziehung (28,7 %)
- Veränderung (28,5 %)
- Freundschaft ( 26,5 %)
- House and Home (23,8 %)
- Selbsterweiterung (21,1 %)
(Jeder kann und wird mehrere Storys haben, deshalb addieren sich diese Prozente nicht zu 100 %)
Auffällig ist bei allen diesen oft gelebten Storys, dass sie nicht nur relativ oft gelebt wurden, sondern auch tatsächlich beliebt waren, also dem Ideal entsprechen, was die Befragten für eine Beziehung angaben.
Bei allen diesen Storys gab es nämlich mehr Personen, die sich diese Storys sich wünschten, als Personen, die diese Storys tatsächlich lebten:
- So wurde die Story der Vertrautheit von 81,9 % (beliebteste aller Storys) als Ideal benannt, während sie nur von 53,5 % prägnant gelebt wurde. Oder die Story der Demokratie wurde von 73,3 % als Ideal benannt, aber nur von 48,8 % prägnant gelebt. Es folgte die Gartenstory mit 68,1 % als Ideal-Story, die von 51,5 % gelebt wurde.
Was sind seltenen Storys of Love?
Unter den in der Umfrage vorgegebenen mehr als 80 Storys of Love gab es keine einzige, die nicht wenigstens von einigen Personen als ihre prägnante Story of Love benannt wurde. Es gab aber eine große Anzahl an Storys, die nur selten oder sehr selten vorkamen.
Dies sind die seltensten Storys, die jeweils von weniger als 3 % der Befragten als ihre praktizierte Story of Love benannt wurden:
- Liebe kaufen (0,2 %)
- Sich kaufen lassen (0,6 %)
- Geschäftsbeziehung (0,6)
- Sammlung (0,7 %)
- Wissenschaft (0,8 %)
- Überwachung (1,0 %)
- Gruppenbeziehung (1,1 %)
- Scham (1,2 %)
- Wettstreit (1,2 %
- Asymmetrische Macht (1,4 %)
- Theater (1,6 %)
- Degradierung (1,8 %)
- Besessenheit (1,9 %
- Gewalt (2,1)
- Tausch (2,5 %)
- Unterwerfung (2,7 %)
- Besitz-Sein (2,8 %)
- Horror (2,8 %)
Wie bereits bei Durchsicht der Liste zu vermuten ist, sind alle diese Storys ziemlich unbeliebt; sie kommen in der Regel als Ideal-Story noch seltener vor als in der Wirklichkeit.
Trotzdem gibt es auch für alle diese Story einen sehr kleinen Anteil an Menschen, die diese Story als ihre Ideal-Story benannten. Selbst die Story der Liebe als Gewalt wurde von 0,6 % der Befragten als Ideal-Story benannt.
Erklären tut sich dies mit der Vielfältigkeit menschlichen Erlebens, in dem es eben auch beispielsweise masochistische und sadistische Motive gibt.
Die seltenen und gleichzeitig unbeliebten Storys kennzeichnen sich innerpsychisch durch eine hohe Objektifizierung der Liebesbeziehungen, die beispielsweise als Tausch, Sammlung, Kauf, Geschäft gesehen werden.
Oder sie fokussieren auf unverträgliche Verhaltensweisen, wie Wettbewerb gegeneinander oder – schlimmer – Gewalt. Auch dies ist eine Objektivizierung.
Selbst die Story der Liebe als Status ist eine Objektifizierungs-Story, der die andere Person vorwiegend als Objekt für einen hohen Status genutzt wird. Besessenheit hat auch eine Objektifizierungstendenz, wobei die Besessenheit der einen Person manchmal für die andere zum Problem wird.
Interessanterweise gilt dieser Objektivifizierungs-Bezug auch für die Wissenschafts-Story, was bereits durch die Bezeichnung “Objekt wissenschaftlicher Forschung” deutlich wird. Auch werden bei wissenschaftlicher Forschung nicht selten die belebten oder unbelebten Objekte zerstört (Tierversuche etc. ). Insofern ist diese Story ebenfalls als Objektifizierungs-Story einzuordnen.
Zwei Storys fallen aber heraus:
- Die Gruppenbeziehung ist keine Story der Objektifizierung, sondern einfach nur selten.
- Die Story der Liebe als Scham ist ebenfalls keine Objektifizierungs-Story, sondern eine Story enormer innerer und körperlicher Hemmungen, die so stark sind, dass sie das Liebes-Erleben komplett prägen können.
Übrigens sind die seltenen Story aus drei Gründen keineswegs wegen ihrer Seltenheit zu vernachlässigen:
- So selten die aufgelisteten Storys auch jeweils für sich alleine sind, so gaben dennoch 14,5 % der Befragten an, mindestens eine dieser 18 Storys zu haben. Das ist immerhin fast jede siebte befragte Person!
- Auch wenn die Storys in prägnanter, dominanter Form jeweils selten sind, treten sie in schwächerer Form in weitaus mehr Beziehungen auf. Dazu werde ich künftig noch mehr ausführen in anderen Blog-Artikeln und Videos.
- Wir sollten Dinge nicht wegwischen und nicht mehr betrachten, nur weil sie selten sind. Diversität schließt häufige und seltene Merkmale ein – und alle verdienen unsere Aufmerksamkeit.
Was macht uns glücklich?
Häufige Storys
Die meisten häufigen Storys gehen typischerweise eher mit einer erhöhten Beziehungszufriedenheit einher:
- Dies gilt für die Storys der Liebe als Vertrautheit, Garten, Demokratie, Freundschaft, Selbsterweiterung, Lernen und Lehren und Entscheidung.
- Andere der häufigen Storys weisen keinen Zusammenhang zur Zufriedenheit auf, sie helfen also nicht per se, schaden aber auch nicht. Dies gilt für die Storys der Monogamie, der Sexualität und die House und Home Story.
- Die Story der Sexualität weist übrigens zwar keinen Zusammenhang zur allgemeinen Beziehungszufriedenheit auf, wohl aber zur sexuellen Zufriedenheit.
Seltene Storys
Eine Reihe der seltenen Storys weisen einen im Durchschnitt negativen Zusammenhang zur Beziehungszufriedenheit auf:
- Dies gilt für die Storys der Liebe als Macht, Unterwerfung, Horror, Theater, Überwachung, Gewalt, Wettstreit, Degradierung und Scham.
- Die anderen seltenen Storys weisen keinen Zusammenhang zur Beziehungszufriedenheit auf, was entsprechend für die Story der Liebe als Geschäft, Besessen werden, Gruppenbeziehung, Kauf, selbst käuflich, Status, Tausch, Sammlung und Wissenschaft gilt.
Obwohl die Storys mit hohem Objektifizierungsgrad also wesentlich häufiger mit einer geringen Beziehungszufriedenheit einhergehen als die häufigen Storys, zeigt sich bei anderen dieser Storys in unserer Auswertung (gegenwärtig) kein Zusammenhang.
Wenn Realität und Ideal abweichen
Vermutlich können wir mit allen Storys glücklich werden, wenn diese – warum auch immer – unsere Ideal-Storys sind. Für manche ist dabei eine Story eine Idealstory, die für andere, oder auch die meisten, eine Horrorstory ist.
In der Tat zeigt sich in der Auswertung für nahezu alle Storys, dass sich die Differenz zwischen der gelebten Story und der Ideal-Story negativ auswirkt:
- Egal, welche Story wir haben, wir werden im Durchschnitt glücklicher mit ihr, wenn sie unserer Ideal-Story entspricht. Umgekehrt werden wir umso unglücklicher, je stärker die Abweichung unserer gelebten Story of Love von unserem romantischen Ideal ist.
Zusammenfassung und Empfehlungen
Psychologische Einordnung
Liebe ist äußerst vielgestaltig. Aber unter den vielen möglichen Storys of Love gibt es häufigere und seltenere:
- Zu den häufigeren Storys of Love gehören die Story der Liebe als Vertrautheit, Garten, Monogamie, Lernen und Lehren, Sexualität, Entscheidung für die Beziehung, Veränderung, Freundschaft, House and Home, sowie Selbsterweiterung.
- Zu den seltenen Storys gehören die Storys Liebe kaufen, sich kaufen lassen, Geschäftsbeziehung, Sammlung, Wissenschaft, Überwachung, Gruppenbeziehung, Scham, Wettstreit, Asymmetrische Macht, Degradierung, Besessenheit, Gewalt, Tausch, Unterwerfung, Besitz-Sein und Horror.
- Die häufigeren Storys sind gleichzeitig die beliebteren Storys, die wesentlich häufiger dem Beziehungs-Ideal entsprechen als die seltenen Storys. Die meisten seltenen Storys sind Storys der Liebe als Objektifizierung. Ausnahme ist die Story der Liebe als Gruppenbeziehung, die einfach nur selten ist, und die Story der Liebe als Scham, bei der massive, eigene Hemmungen so stark sind, dass sie die ganze Liebe prägen.
- Die tatsächlich seltenen Storys werden auch nur selten als Idealstorys erlebt, aber bei jeder Story – auch den seltensten – gibt es einige Menschen, die genau diese Story als ihr Liebesideal erleben. Bei vielen der Objektivizierungs-Storys kann dies auch mit unterschwelligen, latenten oder auch manifesten masochistischen oder sadistischen Zügen zusammenhängen.
Viele der häufigeren Storys sind typischerweise mit einem eher höheren Beziehungsglück assoziiert:
- Dies gilt spezifisch für die Story der Liebe als Vertrautheit, Garten,Lernen und Lehren, Entscheidung für die Beziehung, Veränderung, Freundschaft, sowie Selbsterweiterung.
- Die Story der Liebe als Sexualität ist (beim derzeitigen Datenstand) zwar nicht mit einer erhöhten Beziehungszufriedenheit korreliert, wohl aber mit einer erhöhten sexuellen Zufriedenheit.
- Keine Einfluss auf die Beziehungszufriedenheit scheinen die House and Home-Story sowie die Story der Monogamie auszuüben.
Bei den seltenen Storys sind viele der Storys mit einer geringeren Beziehungszufriedenheit assoziiert:
- Dies gilt spezifisch für die Story der Liebe als Macht, Unterwerfung, Horror, Theater, Überwachung, Gewalt, Wettstreit, Degradierung und Scham.
- Andere der seltenen Storys weisen aber (bei gegenwärtigem Datenstand) keine Zusammenhänge zur Beziehungszufriedenheit auf, was für die Story der Liebe als Story der Liebe als Geschäft, Besessen werden, Gruppenbeziehung, Kauf, selbst käuflich, Status, Tausch, Sammlung und Wissenschaft gilt.
Offenbar können unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Story mehr oder weniger glücklich werden – manchmal auch mit Storys, die von der Mehrheit als unerwünscht oder sogar als Horrorstorys betrachtet werden.
Ein Grund hierfür liegt darin, dass wir unterschiedliche Liebes-Ideale haben und beispielsweise für manche Menschen diejenigen Storys die Idealstorys sein können, die für die meisten Horrorstorys sind.
Dies kann an lebensgeschichtlichen Gründen liegen. Bei den Objektivifizierungs-Storys können hier womöglich auch latente oder manifeste masochistische oder sadistische Züge zum Tragen kommen.
Typischerweise werden wir in unseren Liebesbeziehungen umso zufriedener, desto stärker unsere gelebte Story unserer Ideal-Story entspricht. Dies zeigt sich in der aktuellen Umfrage bei nahezu allen Storys, bei den mehrheitlich beliebten und bei den mehrheitlich unbeliebten ebenso.
Welche Ratschläge und Schlüsse lassen sich ableiten?
- Es ist hilfreich, wenn wir uns über unsere Ideal-Story bewusst werden und sodann bei der Partnersuche und Beziehungsgestaltung darauf achten, möglichst unsere Ideal-Story zum Tragen zu bringen.
- Erkennen wir bei der Partnersuche, dass die Storys dezidiert nicht passen, sollten wir von einer Beziehung Abstand nehmen, wenn wir einfach keine gemeinsamen oder wenigstens nicht im Widerspruch stehenden Storys finden. Stellen wir in unseren Beziehungen das gleiche fest, ist es in vielen Fällen möglich, sich über die Storys auszutauschen und gemeinsame Storys zu finden, die wechselseitig erstrebenswert sind. Schließlich wurde – anders als beim Kennenlernen – meistens bereits viel in die Beziehung investiert und oft gab es auch eine Basis, die verloren gegangen ist. Gelingt dies nicht und die Unzufriedenheit ist groß, kann eine Trennung der richtige Weg sein.
- Im Durchschnitt lassen sich Storys erkennen, die sich eher günstig oder eher ungünstig auswirken. Für viele wird es sinnvoll sein, sich hieran zu orientieren und womöglich sogar die eigene Story in diese Richtung zu verändern. So wirken sich die Storys der Vertrautheit (offene Kommunikation über alles), des Gartens (Beziehung wird gehegt und gepflegt) oder auch der Demokratie meistens günstig aus. Umgekehrt wirken sich viele der Objektivifizierungs-Storys eher ungünstig aus.
Im Einzelfall brauchen diese Durchschnittseffekte jedoch nicht zu gelten:
- Wenn Sie bei sich eine starke Präferenz für eine Objektifizierungs-Story, entdecken, kann es aber ggf. sinnvoll sein, noch einmal innezuhalten, zu reflektieren, die Gründe zu verstehen, um sich sodann für oder gegen diese Story zu entscheiden.
Unbedingt sollten alle über Ihre Story gegenüber den anderen Personen offen sein, sodass die Möglichkeiten für die Zufriedenheit aller maximiert und für das Leid einzelner und aller minimiert werden.
Bei Gleichklang unterstützen wir Sie bei der Suche nach Menschen, deren Storys zu Ihren Storys passen:
Mein nächstes Video handelt übrigens von unseren Möglichkeiten, sexuelle Zufriedenheit zu erreichen, und wird in ca. einer Woche erscheinen. Abonnieren Sie ▶ meinen Kanal bei YouTube und schauen Sie sich gerne auch die bereits vorhandenen Videos an, sollten Sie es noch nicht getan haben!
P.S.: Die Ergebnisse sind übrigens nicht mit den Befunden einer älteren Studie von Sternberg, Hojjat & Barnes (2001) komplett identisch, die ich in meinem letzten Video vorstellte. Sternberg und Kollegen fanden keine Story, die positiv mit der Beziehungszufriedenheit korrelierte, sondern nur Storys, die negativ mit der Beziehungszufriedenheit korrelierten. Dies kann aber gut mit dem geringen Stichprobenumfang in der Untersuchung von Sternberg und Kollogen erklärt werden – tendenziell zeigen sich nämlich durchaus ähnliche Effekte. Mit den Befunden von Sternberg und Kollogen übereinstimmend zeigen sich auch in unserer Auswertung eher negative Auswirkungen der Objektivifizierungs-Storys, wobei dies aber nicht für alle Storys gilt.