Oder wie reife und freie Liebe möglich ist
Studien zeigen, dass eine feste Liebesbeziehung ein wichtiger Faktor für die Lebenszufriedenheit ist. Sogar die körperliche Gesundheit wird durch eine feste partnerschaftliche Beziehung verbessert, was sich besonders beim wachsenden Lebensalter zeigt.
So verwundert es nicht, dass nach wie vor ca. 93 % der Erwachsenen – so Umfragen in den USA – angeben, dass eine feste partnerschaftliche Beziehung einer der wichtigsten Ziele in ihrem Leben sei.
Zwar wachsen die Single-Raten und wir können tatsächlich als Singles glücklich werden, aber dennoch hält die große Mehrheit der Menschen – ob Frauen, Männer oder nicht-binär – an dem Ziel einer partnerschaftlichen Beziehung fest.
Diese hohe Bedeutsamkeit der Liebe lässt sich auch an den vielen Dating-Seiten sehen:
- Damit meine ich keine Dating-Apps, wo sehr viele nach ganz anderen Dingen suchen (Erlebnishunger und Unterhaltung, Trend, Selbstbestätigung, Erotik und Sexualität …) und auch keine Erotikseiten oder Seitensprungseiten, sondern Online-Partnervermittlungen. Deren Popularität zeigt erneut, wie wichtig vielen die Liebe nach wie vor ist.
Auch den Schatten sehen
Aber der Blick auf die lichtvollen Seiten der Liebe, sollte uns nicht dazu verleiten, die Schattenseiten zu verkennen:
- Es gibt Menschen, bei denen in der Liebe eher der Schatten als das Licht dominiert. Und tun sie nichts dagegen, bleibt dies so.
- Die reine Fortsetzung der Partnersuche ist in solch einem Fall nicht angebracht. Denn nur mehr von dem vorherigen Unglück bringt kein Glück. Solange das Problem nicht gelöst ist, kann hier das Single-Dasein die bessere Lösung sein. Schließlich zeigen Studien, dass eine glückliche Beziehung uns zwar hilft, Krisen zu meistern, dass aber andererseits eine unglückliche Beziehung wesentlich schlimmer ist als keine Beziehung.
- Schattenseiten der Liebe zeigen sich in toxischen Beziehungen, wo es den Betreffenden nicht gelingt, sich rechtzeitig zu lösen. Solche toxischen Beziehungen können einseitig sein, es kann aber ebenso sein, dass zwei Menschen wechselseitig füreinander toxisch sind.
- Bei gleichbleibender Partnerwahl und/oder Beziehungsgestaltung kann auch eine neue Partnerschaft schnell erneut zu einer toxischen Beziehung werden. Ob Sie bereits in einer toxischen Beziehung waren oder gar derzeit sind, können Sie durch diesen kostenlosen Test in unserem Testportal erfahren: “Bin ich in einer toxischen Beziehung?”.
- Ein innerpsychischer Faktor, der die Liebe zum Schattenleben macht, ist emotionale Abhängigkeit. Es gibt nämlich Menschen, die dazu neigen, sich in Beziehungen abhängig zu fühlen, sich dominieren zu lassen, die Abwesenheit von Partner:innen nicht ertragen zu können, unter Trennungen zu dekompensieren, in Beziehungen zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt zu schwanken.
Carlos Miguel Sirvent-Ruiz und Kolleg:innen haben dieses Phänomen kürzlich untersucht. Sie konnten aufzeigen, dass Beziehungs-Abhängigkeit sich durch zwei Tendenzen kennzeichnet:
- Unterordnung unter Partner:innen: “Mir wurde gesagt, dass ich in meinen Beziehungen mit anderen dazu neige, meinem Partner die Kontrolle zu überlassen oder dass mein Partner die Beziehung “beherrscht”.”
- Brennende Sehnsucht und Verlangen: “Wenn mein Partner sich von mir entfernt (wegen Arbeit, Reisen usw.), spüre ich eine unerträgliche Leere.”
Beide Tendenzen sind wiederum im Durchschnitt miteinander korreliert und können so das Vollbild einer Abhängigkeit ergeben.
Schatten, Licht und Partnerwahl
Trifft eine abhängige Person auf eine manipulativ-ausbeuterische Person (maligner Narzissmus, Machiavellismus), ist die seelische Katastrophe vorhersehbar.
Aber selbst bei guter Partnerwahl, können sich vielfältige seelische Schmerzen und Belastungen ergeben:
- Temporäre Trennungen werden leidvoll erlebt.
- Verlassenängste und Eifersucht treten auf.
- Partner:innen werden eingeengt und ihnen wird keine Freiheit gegeben.
Partner:innen können dadurch frustriert und unzufrieden werden:
- Manche reagieren mit Abwendung, wodurch schnell ein eskalierender Teufelskreis entstehen kann.
- Andere reagieren mit mehr Zuwendung, wodurch die Abhängigkeit weiter gefestigt wird.
- Manche schwanken zwischen Zuwendung und Abwendung (Zuckerbrot und Peitsche), wodurch die Stabilität der Beziehung und die Stabilität der abhängigen Person weiter sinkt.
Veränderung ist möglich
So hilfreich die richtige Partnerwahl auch ist, die wir bei Gleichklang ganz in das Zentrum unserer Tätigkeit stellen, so stößt sie doch dort an Grenzen, wo Abhängigkeit beginnt:
- Abhängige Liebe macht nicht dauerhaft glücklich. Sie belastet alle Seiten. Ihr Merkmal ist, dass die Balance fehlt.
In diesem Sinne ist abhängige Liebe unreif, da der betreffenden Person die Fertigkeiten für eine funktionale und stabile Beziehungsgestaltung fehlen. Zwar kann eine sehr gute Partnerwahl die negativen Folgen begrenzen, aber das Optimum einer balancierten und wechselseitigen Beziehung, wo die Partner:innen in innerer Freiheit Ja zueinander sagen, kann so nicht erreicht werden.
So wie wir uns in Abhängigkeit verstricken können, können wir uns glücklicherweise auch entstricken.
Dies ist der Weg zur Entstrickung:
- Einsicht ist der erste Schritt zur Änderung: Neigen Sie zu Abhängigkeit in Beziehungen. Der neue Test in unserem kostenlosen Testportal gibt Ihnen eine schnelle und fundierte Antwort: “Neige ich zur Abhängigkeit in der Liebe?”
- Loslassen üben: Noch bevor Sie eine Partnerschaft gefunden haben, können Sie bereits loslassen. Üben Sie in der Imagination, eine geliebte Person frei sein zu lassen, nehmen Sie die dabei auftretenden Gefühle an und halten Sie sie aus, anstatt sie zu unterdrücken oder das Loslassen zurückzunehmen. Was wir in der Vorstellung üben, transferiert auf den Alltag. Nehmen Sie sich regelmäßig die Zeit für diese Übung, wobei Sie auch konkrete Konstellationen Ihrer Lebensgeschichte so durchspielen können. Nach wie vor kommen Sie von Expartner:innen nicht los? Nehmen Sie genau dies Thema zur Übung und lernen Sie, sie gehen zu lassen.
- Aufrechterhaltendes Verhalten erkennen: Es sind nicht nur unsere Gedanken und Gefühle, es sind auch unsere konkreten Verhaltensweisen, die uns in den Teufelskreis der Abhängigkeit bringen können: Beginnen wir erst, jede räumliche Entfernung zu Partner:innen zu vermeiden, klammern wir, zwingen wir, erpressen wir, jammern wir – genau dann wird die Abhängigkeit verstärkt. Lassen wir unsere Partner:innen aber gerne auch einmal allein wegfahren und unternehmen wir selbst Dinge allein, dann führt dies Verhalten zu einer Änderung unserer Gefühle und Gedanken und macht uns eine reife Liebe möglich.
- Offenheit und Vereinbarungen: Verbergen Sie Ihre Abhängigkeit nicht, sondern stehen Sie zu ihr und arbeiten Sie mit Ihren Partner:innen daran, sie zu überwinden. Toxische Partner:in werden Ihnen nicht helfen, frei zu sein. Echte Liebe wünscht aber für die Partner:innen Freiheit und Glück. Haben Sie die richtige Partnerwahl getroffen, werden Ihnen Gespräche über Ihre Abhängigkeit helfen, Partner:innen werden Verständnis haben und gemeinsam können Sie planen, wie sie beide Unabhängigkeit im Alltag einüben.
- Fernbeziehungen hilfreich: Gerade abhängige Menschen haben vor Fernbeziehungen so viel Angst wie der Teufel es angeblich vor dem Weihwasser hat. Ja, für abhängige Menschen sind Fernbeziehungen schwierig. Aber genau dies ist der Weg, der es Ihnen am besten ermöglichen wird, Liebe in Freiheit einzuüben und dabei gemeinsam glücklich zu werden. Schauen Sie sich auch mein Video zur Psychologie der Fernbeziehung an. Sehr freue ich mich dabei über Kommentare unter dem Video, die ich alle beantworte.
Die Arbeit an der eigenen Person, an der eigenen Freiheit, an der eigenen Biografie und am eigenen Selbstwert kann daher ein wichtiger Faktor für Ihr künftiges Beziehungsglück werden. Warten Sie nicht, bis eine neue Beziehung beginnt, sondern seien Sie proaktiv, damit Ihre künftige Beziehung tatsächlich glücklich werden wird.
Auch in meinem aktuellen Video-Gespräch mit Meike Cornelius von HerzGEFLÜSTER Single Coaching werden Sie viele Anregungen zu diesem Thema finden. Erneut freuen wir uns über Ihre Kommentare, die ich, Meike Cornelius oder beide beantworten werden.
Resümee
Der langen Rede kurzer Sinn lautet:
- Bei der Partnersuche beginnen wir am besten bei uns selbst, weil eben dies der beste Garant nicht nur für den Erfolg unserer Partnersuche, sondern für den Erfolg unserer Beziehung ist.
Diesen Erfolg wünsche ich Ihnen.
Wir von Gleichklang stehen Ihnen zur Seite, damit genau dieser Erfolg tatsächlich eintreten und Ihr Leben bereichern wird.
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Sie möchten noch klarer verstehen, was bei der Online-Partnersuche falsch laufen kann und wie Sie es richtig machen können?
Schauen und hören Sie in meinen ▶ Video-Podcast bei YouTube hinein. Gefällt er Ihnen, würde ich mich über ein Like und auch ein Abonnement des Kanals freuen. Nächste Woche wird es dort übrigens gehen zum Thema gehen: Alles zu Fernbeziehungen!
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