Unsicherheit beeinflusst unsere Partnerwahl, und zwar in einem ungünstigen Sinne:
- Sind wir unsicher, werden Stereotype aktiviert und wir werden konservativer in unseren Wahrnehmungen, was Flexibilität und Güte unserer Entscheidungen reduzieren kann.
Hilfreich ist es, wenn wir lernen, mit Unsicherheit umzugehen, uns von stereotypem Denken distanzieren und offen für Neues zu werden.
Dieser Artikel zeigt, wie dies geht. Ist er Ihnen zu lang, können Sie auch gleich zu der Zusammenfassung springen.
Unsicherheit und Geschlechterrollen-Erwartungen
Die Psycholog:innen van Horen und Millet haben in einer Serie von Experimenten untersucht, wie sich Unsicherheit auf die Gesichts-Präferenzen von Männern und Frauen bei ihrer Partnersuche auswirkt.
Da die verschiedenen Studien zu vergleichbaren Ergebnissen führten, stelle ich hier nur das erste Experiment dar:
- Teilnehmende wurden instruiert, über eine Situation nachzudenken und über diese zu schreiben, in der sie sich sicher oder unsicher fühlten. Anschließend wurden die Teilnehmenden gebeten, sich vorzustellen, am Online-Dating teilzunehmen. Es wurden ihnen nunmehr Gesichter potenzieller Kandidat:innen präsentiert, die sich durch weiche oder durch harte Gesichtszüge kennzeichneten. Die Teilnehmenden gaben für jedes dieser Gesicht auf einer Skala von 1 bis 7 an, wie sehr sie die Person mochten, wie attraktiv sie sie fanden und wie sehr sie sich gerne mit ihr treffen wollten. Diese Antworten wurden nachfolgend zur Gesamt-Attraktivität aufsummiert.
Es zeigten sich folgende Ergebnisse:
- Unter der Bedingung „Unsicherheit“ bewerteten Frauen männliche Gesichter mit harten Gesichtszügen als attraktiver als Gesichter mit weichen Gesichtszügen.
- Umgekehrt bewerteten Männer unter der Bedingung „Unsicherheit“ weibliche Gesichter mit weichen Gesichtszügen als attraktiver als Gesichter mit harten Gesichtszügen.
- Hatten die Teilnehmenden sich aber eine „sichere Situation“ vorgestellt, verschwand sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern die Präferenz für harte oder weiche Gesichter.
In Zeiten der Unsicherheit neigen wir also dazu, in Stereotype zurückzufallen. Längst überholte Geschlechterrollen-Erwartungen spiegeln sich plötzlich in unserer Attraktivitäts-Wahrnehmung wider.
Die gleichen Geschlechterrollen-Erwartungen beeinflussen unsere Attraktivitäts-Wahrnehmung jedoch nicht, wenn wir uns sicher fühlen.
Der Kontext der Studie ist der Folgende:
- Beim Online-Dating entsteht bei Betrachtung von Gesichtsbildern nahezu sofort ein initialer Attraktivitäts-Eindruck.
- Es gibt stereotype Geschlechterrollen-Erwartungen, gemäß derer Männer die „Starken“ sind, die Schutz und Versorgung gewähren, und Frauen die „Fürsorglichen“, die Wärme und emotionale Zuwendung bieten.
- Weiche Gesichtszüge gelten als Ausdruck von Femininität, harte Gesichtsausdrücke als Ausdruck von Maskulinität.
- In Zeiten der Unsicherheit neigen Menschen dazu, auf das Bewährte zurückzufallen, also konservativer zu werden. Bewährt ist dabei das, was schon immer oder lange so gesehen wurde.
In den Ergebnissen zeigte sich tatsächlich solch eine Aktivierung konservativer Geschlechterrollen-Stereotype als Reaktion auf Unsicherheit.
Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass den Teilnehmenden dies überhaupt bewusst geworden war. Aller Wahrscheinlichkeit merkten sie nicht, wie das Gefühl der Unsicherheit begann, sich auf das auszuwirken, was sie beim Online-Dating als attraktiv erlebten.
In meinem nächsten Video in unserem Videopodcast bei YouTube, welches in der kommenden Woche erscheinen wird, spreche ich über die Rolle des Äußeren:
- Es wird darum gehen, dass unsere Attraktivitäts-Wahrnehmung von unzähligen Faktoren abhängt, die mit dem Äußeren gar nichts zu tun haben.
Umso bedauerlicher ist es, dass beim Online-Dating bei vielen Nutzer:innen und Plattformen die sekundenschnelle Fotoauswahl dominiert.
Die innovativen Experimente von van Horen und Millet machen deutlich, wie unsinnig das ist. Nicht einmal in unserem Auswahlverhalten bleiben wir konsistent – weil das, was wir attraktiv finden, von unseren momentanen Schwankungen abhängt.
Fühlen wir uns unsicher, geht dies bis hin zur uns nicht einmal bewussten Reaktivierung von Geschlechterrollen-Erwartungen.
Konservative Unsicherheits-Reduktion
Bei der konservativen Unsicherheits-Reduktion handelt es sich um ein allgemeines Phänomen. Das, was wir beim Online-Dating sehen, lässt sich daher ebenso in der Politik erkennen:
- Soeben hat der grüne Klimaminister Habeck einen auf 15 Jahre angelegten Langzeitdeal zur Versorgung mit fossiler Energie mit Katar abgeschlossen. Die Lieferung des Flüssiggas wird erst 2026 beginnen, trägt also nicht das geringste zur Überwindung der aktuellen Krise bei. Das einzige, wozu der Deal beiträgt, ist die dauerhafte Verwendung fossiler Energien und die Beeinträchtigung des Kampfes gegen den Klimawandel.
- Die aktuelle Krise führte offenbar bei Habeck und anderen politischen Entscheidungsträgern zu so großer Verunsicherung , dass sie konservativ in ein altes Muster zurückgefallen sind. Sie setzen nun für die Zukunft (der Deal beginnt erst in der Zukunft) auf das, was auch bereits früher als Absicherung gegen Krisen galt.
Die euphorische Art, mit der Habeck diesen Deal feiert, ist vermutlich der Reduktion von Unsicherheit geschuldet:
- Es ist die Erleichterung, sich in einer Unsicherheitssituation erneut auf althergebrachten Wegen zu befinden.
Dass die Gesellschaft diesen Weg mehrheitlich willig mitgeht, dürfte an dem genau gleichen Mechanismus liegen.
Dies zeigt sich auch im Umgang mit der Letzten Generation:
- Auf Widerstand gegen gesellschaftliche Missstände sind Staaten es gewohnt, mit dem Strafrecht zu reagieren. Die Aktionen der letzten Generation erzeugen Unsicherheit. Sicherheit soll durch Anklagen und Verurteilungen zurück gewonnen werden.
Allerdings gibt es hierbei ein Problem – und zwar sowohl beim Online-Dating als auch in der Politik:
- Unsicherheit tritt besonders dann auf, wenn neue Situationen eintreten, für die die alten Lösungen nicht mehr greifen. Wir fallen auf die alten Strategien zurück und sind subjektiv erleichtert. Dadurch verpassen wir jedoch echte Lösungen und machen unsere Probleme nur schlimmer als sie sowieso bereits sind.
Habecks fossiler Deal ist dafür ein Musterbeispiel:
- Der Deal verschärft die Klimakrise und wird weltweit Nachahmer:innen finden, die sich auf die gleichen Argumente für ihre fossilen Langzeitdeals berufen werden.
Im Ergebnis werden tatsächliche Lösungen übersehen, weil sie mit den Traditionen brechen, auf die wir nun zurückfallen:
- Eine aktuelle wissenschaftliche Studie, die im Fachjournal PLOS Climate veröffentlicht wurde, zeigt, dass der Wechsel zu einer veganen Lebensmittelproduktion insbesondere aufgrund ihrer Auswirkungen auf Methan die Folgen des Klimawandels bis zum Ende des Jahrhunderts aufschieben könnte.
- Eine weitere Studie zeigt, dass veganer Fleischersatz, Milchersatz und Eierersatz zwischen 4-fach bis mehr als 10-fach weniger klimabelastend ist als das tierische Originalprodukt.
Eigentlich gute, hoffnungsvolle, exzellente Neuigkeiten, die aber in dem gesellschaftlichen Klima der Rückgriffs auf alte und überholte Konzepte untergehen. Wir geben uns mit dem Flüssiggas aus Katar zufrieden, den Wandel zu einer veganen Gesellschaft schieben wir trotz aller Evidenz auf.
Stattdessen macht die Gesellschaft es veganen Familien weiterhin schwer, für ihre Kinder einen Kindergartenplatz zu finden. Dies gilt auch für Landesregierungen, in denen die Grünen Regierungsverantwortung tragen. Daran halten wir fest, obwohl Wissenschaftler der Universität Oxford in einer globalen, weltumspannenden Studie vorgerechnet haben, dass genau diese veganen Menschen den größtmöglichen Schritt zum Umweltschutz leisten, den ein einzelner Mensch in seinem Alltag überhaupt tun kann.
Geschlechterrollen-Erwartungen schaden
Studien zeigen, dass Männer, die sich stärker an Geschlechterrollen-Erwartungen orientieren, häufiger ungeschützten Geschlechtsverkehr haben und häufiger häusliche Gewalt verüben.
Andere Studien zeigen, dass eine stärkere Orientierung an Geschlechterrollen-Erwartungen gleichzeitig zu einer Trivialisierung von Gewalt führt, wenn Männer selbst Opfer von Gewalt werden.
Die Psychologinnen Barker und Galliher befragten Student:innen, die Anhänger:innen der konservativen christlichen Religionsgemeinschaft der Mormonen in den USA waren, zu ihren Sozialisationserfahrungen und Überzeugungen.
Die Autor:innen wollten herausfinden, ob hier Zusammenhänge bestehen zu ihren Einstellungen zu sexuellen Übergriffen, einer möglichen Schuldzuweisung an die Opfer und eigenen sexuellen Übergriffen.
Sie erhielten folgende Ergebnisse:
- Fast 40 % der Frauen und 5 % der Männer, die in diesem konservativem Milieu aufwuchsen, berichteten, selbst Opfer sexueller Übergriffe geworden zu sein. In ihren statistischen Analysen konnten die Autor:innen zeigen, dass religiöser Fundamentalismus zu einer Verstärkung von Geschlechterrollen-Erwartungen führte, wobei diese Geschlechterrollen-Erwartungen sowohl die Bejahung von Vergewaltigtungs-Mythen bei Männern und Frauen als auch eigene sexuelle Übergriffigkeit bei Männern erhöhten.
Geus und Kolleginnen untersuchten in repräsentativen Umfragen die Zusammenhänge zwischen Sexismus, Konservatismus und parteipolitischem Wahlverhalten im Vereinigten Königreich:
- Mehr als die Hälfte der Bevölkerung bejahte sexistische Einstellungen, wobei sich diese bei Männern und bei Frauen zeigten. Autoritäre Werte und Wahl der konservativen Partei waren mit einer stärkeren Bejahung sexistischer Einstellungen assoziiert.
Der Rückgriff in Zeichen der Unsicherheit auf Konzepte, die mit Geschlechterrollen-Stereotypen assoziiert sind, macht also objektiv keinen Sinn. Er führt – abgesehen von subjektiven Illusionen – sicherlich zu keinem höheren Ausmaß an Sicherheit.
Geschlechterrollen-Stereotype beruhen auf der lange Zeit dominanten Tradition, gemäß derer es klare psychische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gebe.
Demgegenüber zeigen neuere Studien, dass diese Unterschiede selbst dort, wo sie noch am stärksten und besten dokumentiert sind, nämlich beim räumlichen Denken, in Wirklichkeit heterogen und teilweise testspezifisch sind und vor allem seit Jahrzehnten abnehmen.
Auf der Grundlage der Durchsicht des gesamten Forschungsstandes gelangte die Psychologin Hyde vor 15 Jahren zu ihrer Gender Similarity Hypothesis:
- Zwar gebe es einige Durchschnittsunterschiede zwischen Männern und Frauen, im Vordergrund stehe aber die psychologische Ähnlichkeit.
- Frauen und Männer seien sich wesentlich ähnlicher, als dass die verschieden seien.
Die Gender Similartiy Hypothesis hat den Verlauf der letzten 15 Jahre unbeschadet überstanden:
- Der Überschneidungsbereich zwischen Männern und Frauen ist in allen Bereichen so groß, dass die Hauptunterschiede zwischen einzelnen Personen und eben nicht zwischen den Geschlechtern liegen.
- Es ist pseudowissenschaftlich, auf bestehende Mittelwertunterschiede als Rechtfertigung von unterschiedlichen Rollenerwartungen zurückzugreifen.
Die Reaktivierung von Geschlechterrollen-Stereotypien in Situationen der Unsicherheit beim Online-Dating ist insofern ein Phänomen, welches wir möglichst nicht bestärken, sondern korrigieren sollten.
Übrigens konnten die Autor:innen in einer weiteren Studie zeigen, dass auch gesellschaftliche Krisen geeignet sein können, konservative Geschlechterrollen-Stereotypien beim Online-Dating zu aktivieren:
- Die Autor:innen baten die Teilnehmenden, über ihr Leben seit dem Ausbruch von COVID-19 nachzudenken und an ein Ereignis in der letzten Zeit zu denken, das sie aufgrund des Coronavirus sehr verunsichert habe.
- Sofort danach zeigte sich bei diesen Teilnehmendeen der bereits beschriebene Wechsel zu geschlechtsstereotypen Attraktivitäts-Einschätzungen.
Covid-Krise, Klimakrise, Ukraine-Krise, Energiekrise, Inflation – ich vermute der in der letzten Zeit in einigen Kreisen zu beobachtende verstärkte Angriff gegen nicht-binäre Gender-Identitäten ist ebenfalls ein Ausdruck subjektiver Unsicherheit und des Strebens, diese Verunsicherung durch Rückgriff auf Althergebrachtes und scheinbare Gewissheiten zu reduzieren.
Konservative Doppelmoral
Im Konservatismus kann jedoch keine Lösung für die neuen Herausforderungen liegen, die sich uns stellen. Konservatismus geht nicht zufällig mit Sexismus und Übergriffen einher, sondern dies liegt in seiner Natur, zur Doppelmoral zu neigen – Zitat aus einem vorherigen Blog-Artikel:
- “Eine Studie zeigte, dass auf dem Seitensprungportal Ashley Madison signifikant mehr Anhänger:innen der Republikaner aktiv waren als Anhänger:innen der Demokraten. Es interessierten sich also gerade Anhänger:innen derjenigen politischen Kraft für Seitensprünge, die sich wie keine andere für Einehe und Treue als Keimzelle der Gesellschaft einsetzt.
- Eine zweite Studie zu einem anderen, aber tatsächlich verwandten Thema: Die Psychologen Adams und Lohr untersuchten, wie homophobe und nicht-homophobe heterosexuelle Männer auf homoerotisches Material mit Männern reagierten. Als Maß der sexuellen Erregung wurde die durch Betrachtung des Materials ausgelöste Penisdurchblutung erfasst. Es zeigte sich ein bemerkenswerter Effekt: Die homophoben Teilnehmer wurden durch homoerotisches Material mit Männern sexuell erregt, nicht aber diejenigen, die keine Vorbehalte gegenüber Homosexuellen hatten. Dies erinnert an die bekannten Beispiele evangelikaler Fundamentalisten und Prediger in den USA und anderswo, die bei Callboys erwischt wurden.”
Richtig reagieren auf Unsicherheit bei der Partnersuche
Was lässt sich gegen automatisierte Muster tun, aufgrund derer wir bei Unsicherheit mit einem Rückfall in überwundene und typischerweise nicht mehr angebrachte Reaktionsweisen neigen?
Beim Online-Dating werden Partnersuchende umso mehr von Stereotypen gesteuert werden, desto stärker sie automatischen Muster der rapiden Ablehnung oder Annahme von Profilen auf der Basis unzureichender Merkmale, wie eines Fotos, folgen.
Vorauswahlen auf solcher Basis sagen nichts darüber aus, ob Personen miteinander in einer Beziehung langfristig glücklich werden können. Sie hängen zudem von subjektiven Zuständen ab, die sich jederzeit ändern können, wie die Studien von van Horen und Millet belegen.
Studien zeigen, dass sich selbst die physische Attraktvitätsbewertung im Verlauf ändert. Sie hängt nicht ausschließlich von äußeren Merkmalen ab, sondern wird in hohem Ausmaß durch die erlebten sozialen Interaktionen miteinander beeinflusst:
- Oft schildern Paare daher, dass sie sich Anfangs nicht als besonders attraktiv erlebten, im Verlauf des Kennenlernens aber die subjektive verspürte auch körperliche Anziehung immer weiter zunahm.
- Solche für die Partnerfindung wichtigen Prozesse der Neubewertung werden jedoch unmöglich, wenn Auswahlen in Sekunden anhand rein visueller und unzureichender Information stattfinden. Solche Auswahlprozesse werden vielmehr zu einem nicht geringen Teil durch Stereotype und momentane Fehleinschätzungen geprägt sein.
Stereotype können selbst dann vorhanden sein, wenn die Betreffenden davon überzeugt sind, dass ihre Auswahl keinen Stereotypen folgt. Ga und Gajos konnten beispielsweise rassistische Auswahlkriterien nachweisen, obgleich die Betreffenden überzeugt waren, keinen rassistischen Kriterien zu folgen.
Gleichzeitig ergibt sich aus ihren Befunden ein möglicher Lösungsweg:
- Wenn die Reihenfolge der Präsentation der Textinformation und des Fotos umgekehrt wurde (also erst Textbetrachtung, dann Fotobetrachtung), sank das Ausmaß rassistisch begründeter Auswahlentscheidungen stark ab. Vorher nahmen die Betreffenden die Textinformationen offenbar kaum noch zur Kenntnis, wenn durch ein Foto rassistische Auswahlentscheidungen bereits aktiviert wurden.
Die Empfehlung für das eigene Online-Dating lautet daher, sich jeder sofortigen Entscheidung zu enthalten:
- Schauen Sie sich das gesamte Profil und insbesondere die Textinformationen reflektiert an, um zu einem möglichst begründeten Eindruck zu gelangen, der sich nicht allein aufgrund von Stereotypen leiten lässt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, zu erkennen, dass subjektive Verunsicherung keine gute Basis für Bauchentscheidungen ist.
Es kann daher für die eigene Persönlichkeitsentwicklung wie auch für das Online-Dating nur hilfreich sein, wenn wir lernen, Unsicherheit und Ambivalenz anzunehmen und zu reflektieren:
- Werden wir mit Unsicherheit konfrontiert, sollten wir nicht automatisiert reagieren, sondern bewusst nach neuen Lösungen schauen, damit wir nicht in stereotype Muster zurückfallen, die meistens niemanden glücklich machen.
Zusammenfassung
Resümee und Empfehlungen
- Unsicherheit kann sich auf unser Attraktivitäts-Erleben und dadurch auf unsere Partnerwahl auswirken. In Zeiten der Unsicherheit (individuelle Unsicherheit oder auch gesellschaftlich vermittelte Unsicherheit) werden wir – ohne dass uns dies bewusst ist – stereotyper und konservativer. Beim Online-Dating holen wir so aus der Mottenkiste heraus Geschlechterrollen-Erwartungen, die tatsächlich unsere Auswahl nicht verbessern. Zwar können wir uns so subjektiv womöglich von Unsicherheit entlasten, objektiv sind Geschlechterrollen-Stereotype aber mit mehr Sexismus und mehr Übergriffigkeit korreliert. Werden solche Stereotype in Zeiten der Unsicherheit aktiviert und werden sie handlungsbestimmend, können sie uns also eher schaden als helfen.
- Gerade in Zeiten der Unsicherheit ist das Bauchgefühl ein schlechter Ratgeber. Es orientiert sich nämlich eben nicht an dem, was zur Bewältigung neuer Herausforderungen effektiv oder nötig ist, sondern an althergebrachten und oft rigiden Ideen, die uns nicht voranbringen.
- Bewusstheit und Reflexion können uns vor einem Rückgriff auf alte Muster schützen, wenn wir beim Online-Dating darauf achten, nicht sofortige Ablehnungs- oder Annahmeentscheidungen zu fällen, sondern das gesamte Profil aufmerksam zu betrachten und so das Entstehen eines Gesamteindruckes zu ermöglichen, der über ein Foto hinausgeht.
- Wichtig ist es ebenfalls, sich bewusst zu machen, dass in nicht wenigen Beziehungen anfangs keine starke Anziehung erlebt wurde, sondern diese erst im Verlauf über gemeinsame Erlebnisse entsteht. Die letztliche Anziehung hängt eben nicht nur von der Momentaufnahme des Äußeren ab, sondern entwickelt und verändert sich über soziale Interaktionen miteinander. Solchen Neubewertungsprozessen sollten wir immer dann eine Chance geben, wenn dies möglich ist.
- Für die Partnerfindung, aber auch für unsere Persönlichkeits-Entwicklung insgesamt ist es hilfreich, wenn wir daran arbeiten, Unsicherheit und Ambivalenz besser annehmen zu können. Gerade bei Unsicherheit ist es essentiell, nicht schnell Entscheidungen aufgrund rigid-stereotyper Auswahlautomatismen zu treffen, sondern bewusst nach reflektierten Bewertungen und möglichen Veränderungen Ausschau zu halten.
- Bei Gleichklang motivieren wir unsere Mitglieder, sich auf einen echten Begegnungsprozess einzulassen, wo sie ergebnisoffen miteinander ausloten, ob eine Beziehung entstehen kann. Dies ist (zeit)aufwändiger und komplexer als ein Swipe bei einer Dating-App, kann dafür aber zum Entstehen tatsächlich tragfähiger und langfristiger Beziehungen führen, was bei Dating-Apps nur selten der Fall ist.
Bei Ihrer Beziehungssuche stehen wir von Gleichklang Ihnen gerade in diesen Zeiten der Unsicherheit mit Tat und Rat zur Seite:
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