Dieser Text wird demnächst in leichter veränderte Form als Video auf unserem YouTube-Kanal zur Dating-Psychologie erscheinen. Hier kann er bereits vorab gelesen werden, auch mit allen Referenzen zu den Studien.
Das Äußere und die Partnersuche
Heute diskutiere ich eine Reihe von psychologischen Studien über die Rolle von Aussehen und Attraktivität bei der Partnersuche.
- Wie statisch oder flexibel ist unsere Attraktivitätswahrnehmung?
- Worauf achten Menschen, die auf Partnersuche sind?
- Welchen Einfluss haben Schönheitsideale auf unsere Partnersuche?
- Welche Rolle spielen Foto und freier Text beim Online-Dating?
- Schließlich: Wie können wir das Online-Dating angehen, um die richtige Person kennenzulernen, mit der wir tatsächlich glücklich werden?
Auf all diese Fragen versuche ich in meinem heutigen Video, Antworten zu geben, die auf psychologischen Untersuchungen oder eigenen Daten unserer Kennenlern-Community beruhen.
Wenn sich der Eindruck ändert
Die Psychologen Albada und Kolleg:innen interviewten verpartnerte Männer und Frauen, die eine Gemeinsamkeit hatten:
- Alle Befragten hatten ihre heutigen Partner:innen anfangs als wenig attraktiv erlebt. Im weiteren Verlauf des Kennenlernens änderte sich dies und sie nahmen ihre Partner:innen zunehmend als immer attraktiver war.
Wie kam dies?
Die Befragten schilderten, dass es zu neuen Eindrücken kam als sie ihre heutigen Partner:innen besser kennenlernten. Je mehr sie positives gemeinsam erlebten, desto stärker fühlten sie sich auch körperlich von ihren späteren Partner:innen angezogen.
Die meisten der Befragten hatten eine weitere Gemeinsamkeit:
Ihre Partnerschaft hatte als Freundschaft begonnen, die sich erst im Verlauf zu einer Liebesbeziehung vertiefte.
Wie können wir uns solche Neubewertungen vorstellen?
Hierzu ein Zitat:
- Anfänglich hielt ich sie für vom Aussehen her ziemlich durchschnittlich. Ich erinnere mich, dass ich einem Freund sagte kurz nachdem ich sie kennengelernt hatte, dass sie ein bisschen klobig sei. Aber nachdem wir miteinander ausgegangen waren und ich erkannte, wie gut wir uns verstanden, sah ich sie als körperlich viel attraktiver an. Ich sah sie tatsächlich anders.
Ein weiteres Zitat:
- Im ersten Monat fühlte es sich nicht richtig an oder dass ich mich selbst davon überzeugen musste dass ich ihn als attraktiv empfand. Wir kamen gut miteinander aus und hatten viel zu reden. Dann wurde er durch seine Komplimente immer attraktiver, und er schenkte mir Aufmerksamkeit, stellte viele Fragen und er war ein guter Küsser.
In einer weiteren Studie baten die Autor:innen verpartnerte Personen ein Tagebuch über positive und negative Erlebnisse mit ihren Partner:innen zu führen und außerdem regelmäßig einzuschätzen, wie körperlich attraktiv sie ihre Partner:innen fanden. Die statistische Auswertung zeigte, dass vorherige positive Erlebnisse die Attraktivität der Partner:innen steigerten und negative Erlebnisse ihre Attraktivität verminderten.
Die wahrgenommene körperliche Attraktivität von anderen Personen hängt also nicht nur von deren Aussehen ab, sondern auch davon, wie wir mit Personen interagieren. Bei der Partnersuche kann es daher vorkommen, dass wir eine Person anfangs nicht attraktiv finden, wir die gleiche Person aber später als attraktiv erleben, wenn wir dem weiteren Kennenlernen eine Chance geben.
Etwas ähnliches sehen wir auch in eigenen Datenauswertungen:
Wir befragten 554 Personen, die über Gleichklang eine Partnerschaft fanden. Bei 72 dieser Personen war es zwischenzeitlich zur Trennung gekommen.
- 76,43 % derjenigen Personen, bei denen es zu keiner Trennung kam, erlebten die Partner:innen anfangs als körperlich attraktiv. Bei den Personen, wo es zu einer Trennung kam, war dieser Prozentsatz mit 78,0 % quasi gleich hoch.
- Ob Partner:innen anfangs als attraktiv erlebt wurden oder nicht, spielte also keine Rolle dafür, ob Partner:innen zusammenblieben oder nicht.
Die Befragten gaben ebenfalls an, als wie körperlich attraktiv sie heute ihre Partner:innen – oder bei getrennten Paaren zum Trennungszeitpunkt – erlebten:
- Bei denjenigen, die weiterhin verpartnert warten, gaben nun nicht mehr nur 76, 4 %, sondern 89,0 % an, dass sie ihre Partner:innen attraktiv fanden. Bei denjenigen, die sich trennten, fanden zum Trennungszeitpunkt demgegenüber nicht mehr 78,0 %, sondern nur noch 66,3 % ihre Partner:innen attraktiv.
Sprich:
- In fortbestehenden Beziehungen steigt die wahrgenommene Attraktivität, weil Positives miteinander erlebt wird. In sich trennenden Beziehungen sinkt die Attraktivität, weil Negatives miteinander erlebt wird.
Die Psychologin Viren Swami und ihr Team haben umfangreiche Untersuchungen zur Attraktivitäts-Wahrnehmung von Partner:innen durchgeführt. Sie gelangten zu der Ansicht „Liebe ist blind“. Denn es ergab sich immer wieder folgender Befund:
- Menschen schätzten ihre Partner:innen systematisch als attraktiver ein, als diese von anderen wahrgenommen wurden.
- Ich komme auf die Bedeutung dieser und weiterer Befunde für das Online-Dating noch zu sprechen. Eines möchte ich aber bereits vorab sagen:Aus einem in Online-Dating Profilen eingestellten Foto lässt sich ein erster Anfangs-Eindruck von der Attraktivität entnehmen. Oft ist aber nicht erkennbar, ob sich dieser Eindruck bei einem Kennenlernen verändern kann oder wird.
- Alle Befragten in der Interviewstudie von Albada und Kolleg:innen und auch ungefähr jedes vierte Gleichklang-Paar wären niemals zusammengekommen, hätten sie die anfangs fehlende körperliche Anziehung zum Ausschlusskriterium gemacht.
Das Aussehen ist wichtig für Beziehungen, aber es ist es auf eine andere Art als viele von uns denken. Die Schönheit, sie liegt letztlich in den Augen der Betrachter:innen. Wir neigen dazu, Menschen, mit denen wir gut zurecht kommen oder die wir gar lieben, in ihrer eigenen Schönheit zu erleben.
Schwankende Schönheitsideale
Unsere Schönheitswahrnehmung ist dabei nicht konstant, sondern sie verändert sich. Dies gibt uns bei der Partnersuche die Flexibilität, die wir brauchen, um diejenige Person zu treffen, mit der wir glücklich werden können.
Große Unterschiede bezüglich des Schönheitsideals gibt es aber auch zwischen verschiedenen Personen und Personengruppen:
- So beobachteten die Psychologen Zhan und Kolleg:innen, dass Personen aus Westeuropa und Postasien die Attraktivität von Gesichtern unterschiedlich bewerteten.
- Die Psychologen Glasser und Kollegin:innen konnten in den USA aufzeigen, dass sich dort heterosexuelle Afroamerikaner und Latinos stärker für fülligere Frauen, weiße Männer sich aber stärker für schlanke Frauen interessieren.
Bekannt ist auch, dass viele Europäer:innen dunkle Hauttypen attraktiv finden und oftmals viel Zeit aufwenden, um ihre eigene Haut zu bräunen. In Asien und Afrika gilt umgekehrt helle Haut als attraktiv, weshalb manche auf gesundheitsschädliche Bleichmittel zurückgreifen. Solche Unterschiede unterliegen wiederum einem historisch-kulturellem Wandel:
So galt früher in Europa weiße Haut als Statussymbol, weil die entsprechenden Personen nicht körperlich unter der Sonne arbeiten mussten.
Schönheitsideale ändern sich also. Die Psychologen Boothroyd und Kolleg:innen erfassten die Schönheitspräferenzen nicaraguanischer Männer vor der Einführung des örtlichen Fernsehens und in einem dreijährigen Verlauf danach. Sie konnten nachweisen, dass die Einführung des Fernsehens bei den befragten Männern zu einer Verschiebung ihrer Präferenz von fülligeren Körperformen hin zu schlanken Körperformen führte.
Wie stark aber beeinflussen uns gesellschaftlich normierte Schönheitsideale bei unserer eigenen Beziehungssuche?
Die männliche Gay-Community – also schwule und bisexuelle Männer – verbreitet in den ihr zugerechneten Publikationen das Schönheitsideal schlank, muskulös.
Die Psychologen Flave-Novak und Coleman haben untersucht, ob dies Schönheitsideal in dieser Eindeutigkeit tatsächlich die Präferenzen der einzelnen Mitglieder der Gay-Community be ihrer Beziehungssuche widerspiegelt. Sie befragten hierfür schwule Männer nach ihren eigenen Präferenzen und baten sie ebenfalls, die Präferenzen ihrer Community einzuschätzen.
Es zeigte sich, dass die privaten Präferenzen der Befragten deutlich geringer an dem Schönheitsideal schlank und muskulös orientiert waren, als die von den Befragten angenommene typische Präferenz ihrer Community. Da sich aber das Schönheitsideal einer Gruppe letztlich aus den individuellen Präferenzen ihrer Mitglieder ergibt, bedeutet dies, dass die Befragten die Eindeutigkeit des Schönheitsideals ihrer Community überschätzten. Oder anders formuliert: Sie unterschätzten die Pluralität und Diversität von Schönheitsvorstellungen innerhalb ihrer eigenen Community.
Das Verkennen solcher Diversität wird als pluralistic ignorance bezeichnet. Ich möchte an dieser Stelle vor allem die positive Botschaft, die sich aus diesen Befunden ergibt, herausstellen:
Selbst in einer Community, in der ein gewisser Körperkult durchaus verbreitet ist, gibt es tatsächlich eine Pluralität und Diversität der Präferenzen. In Wirklichkeit ist niemand chancenlos,
- weil sich die Attraktivitäts-Wahrnehmung einzelner Menschen bei einem Kennenlernen verändern kann
- weil es genug Menschen gibt, die in ihren Präferenzen von typischen Schönheitsidealen abweichen.
Dies kann bereits ein Stadtspaziergang beweisen. Schauen wir uns die verschiedenen Paare und ihre körperlichen Merkmale an. Es wird sofort klar, dass Menschen mit allen erdenklichen Merkmalen Partnerschaft finden können.
Worauf aber achten nun Menschen bei ihrer Partnersuche tatsächlich?
Die Psychologinnen Sangrador und Yela befragten Singles, auf welche Merkmale sie bei der Suche nach unverbindlichen Kontakten oder nach langfristigen Liebesbeziehungen achteten. Hierzu konnten die Teilnehmenden Faktoren aus einer Liste von 20 möglichen Faktoren auswählen, aber auch zusätzliche weitere Faktoren benennen.
Es zeigten sich starke Unterschiede zwischen der Suche nach unverbindlichen Kontakten und langfristigen Beziehungen:
- Für unverbindliche Kontakte war die körperliche Attraktivität am wichtigsten, gefolgt von angenehmen Wesen, Romantik, sexueller Zugänglichkeit, sexuelle Fähigkeit und Intelligenz.
- Bei langfristigen Beziehungen wurde die Reihenfolge demgegenüber angeführt von angenehmen Wesen, Intelligenz, Aufrichtigkeit, sexueller Treue und Ähnlichkeit der Werte – die körperliche Attraktivität tauchte hier erst an neunter Stelle der Rangfolge auf.
Körperliche Attraktivität ist demnach für unverbindliche Kontakte tatsächlich ein dominanten Suchfaktor, ist Einfluss bei der Suche nach Langzeitbeziehungen ist aber eher untergeordnet.
Allerdings sollten wir nicht immer den direkten Angaben von Befragten trauen. Manchmal wissen wir als Menschen gar nicht, was uns antreibt. Deshalb baten die Autor:innen verpartnerte Personen ihre am Anfang der Beziehung erlebte körperliche Anziehung und die Art der Beziehungs-Entstehung anzugeben.
Es zeigte sich, dass die körperliche Attraktivität je nach Entstehungsart von Beziehungen eine unterschiedliche Rolle spielte:
- Bei der Liebe auf den ersten Blick war die anfänglich wahrgenommene körperliche Attraktivität am höchsten. Niedriger war sie jedoch, wenn Beziehungen langsamer entstanden, sich also Sympathie und Freundschaft schrittweise zur Liebe vertieften.
In einer eigenen Umfrage verglichen wir 145 Personen, deren Gleichklang-Beziehung als Liebe auf den ersten Blick entstand, mit 220 Personen, bei denen sich die Liebe langsam entwickelt hatte. Nach einer durchschnittlichen Beziehungsdauer von etwas über einem Jahr gaben 89,7 % derjenigen, deren Liebe auf den ersten Blick entstand, an, sehr glücklich zusammen zu sein. Bei denen, wo die Liebe langsam entstand, betrug der Prozentsatz der sehr Glücklichen 85,1 %, wobei sich beide Gruppen statistisch nicht signifikant voneinander unterschieden.
Beide Arten des Beziehungsstart – Liebe auf den ersten Blick und langsamer Beginn – können also zu einem vergleichbaren Beziehungsglück führen. Nur bei der Liebe auf den ersten Blick ist typischerweise eine starke Anziehung durch das Äußere gegeben, nicht aber beim langsamen Beginn.
Wie ist die Situation beim Online-Dating?
Bei den Dating-Apps ist die Situation sehr eindeutig:
- Jänkälä und Kolleginnen führten Interviews mit Tinder-Nutzer:innen durch. Sie gelangten zu dem Befund, dass sich bei ihren Teilnehmenden quasi alles um Fotobetrachtung und Fotoauswahl drehte. Selbst nach dem ersten Kennlernen ging dies über Messenger-Dienste weiter. Fotos wurden hier auch als Erinnerungsstütze gesandt, um Personen nicht zu verwechseln.
Die hohe Bedeutung von Fotos führt beim Online-Dating zur Erfolglosigkeit derjenigen, die keine Fotos einstellen. Personen ohne Profilfoto erhalten meistens eine nur geringe Resonanz. Oft finden sich sogar in Dating-Profile Hinweise, dass Personen ohne Foto sich gar nicht erst zu melden bräuchten oder sofort ein Foto senden sollten.
Aus einer psychologischen Sichtweise auf das Dating ist dies durchaus bedauerlich. Denn es gibt eine Reihe gut nachvollziehbarer Gründe, warum Personen beim Online-Dating nicht sofort erkannt werden möchten. Die juristischen Probleme von Anastasia Biefang, über die ich in meinem letzten Video sprach, sind hierfür ein Beispiel. Außerdem gibt es Menschen, die ernsthaft nach Beziehung suchen, die aber das Kennenlernen nicht mit einem Fotoaustausch beginnen möchten. Fast alle von ihnen sind im Verlauf dann sehr wohl zu einem Austausch von Fotos bereit.
Für solche langsameren Kennenlernprozesse ist beim heutigen Online-Dating und besonders bei den Dating-Apps nur noch wenig Raum vorhanden. Manche Dating-Seiten verpflichten ihre Nutzer:innen sogar, ein Foto einzustellen. Hinzu kommt, dass manche Dating-Apps den Platz für den freien Text stark begrenzen, z.B. auf 500 Zeichen. Auch dadurch gerät das Foto stärker in den Mittelpunkt.
Ergebnis ist, dass bei vielen Online-Dating Plattformen Nutzer:innen in Sekundenschnelle anhand des Fotos über Interesse oder Ablehnung entscheiden. Prozesse der Neubewertung und der Präferenzverschiebung, die viele Beziehungen erst ermöglichen, sind bei solch einem Vorgehen praktisch nicht mehr möglich.
Wir sollten aber nicht alles auf das Online-Dating schieben:
Früher gab es Zeitungsanzeigen, die ohne Bild waren. Später kamen Bilder hinzu. Zudem entwickelten sich die Dating-Service, bei denen Klient:innen Dateiblätter durchblättern konnten, die Fotos und Informationen enthielten. Genau solch einen Dating-Service untersuchten die Psychologen de Vries und Kolleginnen. Sie ließen die Bilder der Kund:innen mithilfe eines Attraktivitäts-Ratings einschätzen und die freien Texte nach Inhalten kodieren. Erfasst wurde die die Anzahl der Verabredungen, die die Profilinhaber:innen über den Service hatten.
Das Ergebnis war ernüchternd:
- Ausschließlich die Fotoattraktivität und nicht der freie Text beeinflussten das Dating-Interesse der Betrachter:innen der Profile.
In einer späteren Studie zu einem Online-Dating Szenario konnten die Autor:innen aber zeigen, dass insbesondere dann, wenn die Texte wirklich gelesen wurden und sich auch voneinander ausreichend unterschieden, nicht nur das Foto, sondern auch der Text einen Einfluss auf das Dating-Interesse ausübte.
Über das Foto hinausgehende Einflüsse des freien Textes auf das Dating-Interesse beobachteten auch die Psychologen Van der Zander und Kolleg:innen:
- Flüchtlingsfehler in den Profilen führten dazu, das Leser:innen die betreffenden Personen für unaufmerksam hielten, was mit einer Verminderung der physischen Attraktivität, der romantischen Attraktivität und des Dating-Interesses einherging. Echte Rechtschreib- und Grammatikfehler resultierten in einer geringeren Einschätzung der Intelligenz der anderen Personen, was ebenfalls physische Attraktivität, romantische Attraktivität und Dating-Interesse reduzierte.
Hier sehen wir es erneut:
- Physische Anziehung ergibt sich nicht nur aus dem Ansehen, sondern hängt ebenfalls von anderen Merkmalen ab, wie in diesem Fall von der vermuteten Aufmerksamkeit und Intelligenz.
Der freie Text hat also eine Bedeutung für das Online-Dating. Bei Gleichklang haben wir kein Textlimit und wir versuchen unsere Mitglieder zu motivieren, so viel wie möglich über sich zu schreiben. Wir haben anhand von 4756 Personen den Erfolg der Partnersuche in Abhängigkeit von der Länge ihrer freien Texte untersucht.
Hier ist das Ergebnis:
- Bis zu einer Zeichenanzahl von 1300 stieg der Dating-Erfolg mit wachsender Textlänge stark an. Auch danach stieg die Erfolgswahrscheinlichkeit abgebremst weiter an bis zu einer Gesamtzeichenanzahl von 2000 Zeichen.
Online-Dating kann also mehr sein als Bildbetrachtung. Trotzdem ist für viele das Online-Dating zu einer oft blitzschnellen Auswahl aus Bildern geworden.
Das Problem ist:
- Die daraus resultierende Vorauswahl sagt leider wenig darüber aus, ob die betreffenden Personen glücklich miteinander werden können.
Ein Befund der Psychologen Ma-Kellams und Kolleg:innen kann als Warnung davor dienen, beim Online-Dating einfach nur nach den attraktivsten Personen zu suchen:
- Die Autor:innen klassifizierten Personen anhand ihrer Fotos im Schulabschluss-Jahrbuch als mehr oder weniger körperlich attraktiv. Es zeigte sich, dass die damals attraktivsten Personen später die kürzesten Ehen und die häufigsten Trennungen hatten.
Zusammenfasssung und Empfehlungen
Ich komme damit zu einer kurzen Zusammenfassung und meinen abschließenden Empfehlungen für das Online-Dating:
- Das Äußere spielt für die Beziehungsentstehung eine Rolle, die jedoch komplex und dynamisch ist. Der äußere Eindruck bezüglich der gleichen Person kann sich je nach Erlebnissen mit dieser Person verändern. Auf diese Weise können auch solche Menschen für glückliche Partnerschaften zueinander finden, die sich anfangs nicht körperlich voneinander angezogen fühlten.
- Die Liebe auf den ersten Blick entsteht durch sofortige körperliche Anziehung. Viele Beziehungen entstehen jedoch langsamer und schrittweise und für solche Beziehungen ist die initial erlebte physische Attraktivität weniger wichtig. Zudem ist körperliche Attraktivität als explizites Suchkriterium für unverbindliche Kontakte wesentlich bedeutsamer als für langfristige Beziehungen.
- Es gibt ein durchschnittliches gesellschaftliches Schönheitsideal. Jedoch weichen viele Einzelpersonen in ihren Such-Präferenzen von diesem Schönheitsideal ab. Oft neigen wir dazu, die Diversität und Pluralität von auf das Äußere bezogenen Präferenzen zu unterschätzen. Tatsächlich können Menschen mit allen Merkmalen Partnerschaft finden.
- Beim Online-Dating kann – gerade bei den Dating-Apps – ein Modus entstehen, wo sich alles nur noch um sekundenschnelle Auswahlprozesse anhand von Fotos dreht. Dadurch werden Neubewertungsprozesse und langsamere Formen der Beziehungsentwicklung unmöglich gemacht.
- Tatsächlich spielt aber auch beim Online-Dating der freie Text und die in ihm enthaltenen Informationen dann eine maßgebliche Rolle, wenn Dating-Plattformen und Partnersuchende ihm den notwendigen Raum geben.
Hieraus ergeben sich diese Empfehlungen für Dein Online-Dating:
- Entscheide nicht innerhalb von Sekunden über ein Interesse oder ein Desinteresse an einem Kontakt. Schaue Dir immer das gesamte Profil an und lasse alle Informationen auf Dich wirken.
- Mache Dir klar, dass sich die körperliche Anziehung zu einem Menschen verändern kann und dies auch typischerweise tut. Vermeide daher vorschnelle Ablehnungen und versuche stattdessen, mit der anderen Person auszuloten, ob eine Beziehung zwischen Euch entstehen kann.
- Schaue Dich für die Partnersuche auf solchen Plattformen um, wo der freie Text mit einer Beschreibung der Werte, Lebensziele und Beziehungsvorstellungen im Vordergrund steht. Für die langfristige Beziehungssuche sind Online-Partnervermittlungen besser geeignet als Dating-Apps.
- Suchst Du aber eher nach unverbindlichen Kontakten, Flirts, Spaß, Unterhaltung oder Erotik können die Dating-Apps mit ihrem Fokus auf dem Foto für Dich durchaus die richtige Wahl sein.
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