Heute stelle ich drei lose miteinander verbundene Befunde aus der Psychologie des Online-Dating vor, die schließlich doch einen Zusammenhang ergeben.
Es geht um Antworten zu drei Fragen:
- Wie wirken sich hohe und niedrige Beziehungsmobilität (Vergleich USA versus Hongkong) auf unsere Dating-Profile aus und was hat dies Konsequenzen?
- Welche Rolle spielen Kompatibilität und Passung und wie lässt sich dies zeigen anhand des Beispiels von ADHS, ängstlicher Bindung und vermeidender Bindung?
- Auf welche Weise entstehen unbewusste Ablehnungshaltungen und wie können wir dies verhindern?
Ich glaube, die Kenntnis der in diesen Befunde zutage tretenden Zusammenhänge kann unseren partnersuchenden Mitgliedern – und natürlich auch anderen partnersuchenden Singles – helfen, die Klippen des Online-Dating zu umschiffen und im Hafen einer Liebesbeziehung anzukommen.
Wenn Sie die Befunde und Argumente nicht im Einzelnen lesen möchten, können Sie auch sofort zu Zusammenfassung und Empfehlungen springen.
Partnersuche und Online-Dating bei hoher und geringer Beziehungsmobilität
Es wird zwischen Gesellschaften mit hoher und niedriger Beziehungsmobilität entschieden:
- Die USA – aber auch Deutschland, Österreich oder die Schweiz – sind Beispiele für hohe Beziehungsmobilität. Beziehungen können schnell entstehen, aber auch schnell auseinandergehen. Menschen sind bereit, sich aufeinander einzulassen, aber gehen auch ziemlich oft und rasch auseinander.
- Demgegenüber ist Hongkong – obgleich es ebenfalls eine wirtschaftlich entwickelte und moderne Region ist – ein Beispiel für eine Gesellschaft mit geringerer Beziehungsmobilität. Die Menschen gehen hier insgesamt weniger Beziehungen ein, die Beziehungen, die sie eingehen, bleiben aber öfter und länger erhalten.
Wie unterscheiden sich Mitglieder solcher Gesellschaften beim Online-Dating?
Eine Frage, die umso wichtiger ist, als dass das Online-Dating für nicht wenige Paare die Basis ihrer Beziehung legt. Dies wiederum gilt nicht nur in den USA , Deutschland, Österreich und der Schweiz, sondern ebenso in Hongkong.
Grund genug für die beiden Psychologinnen Cheuk-yue Wan und Wai-lan Victoria Yeung, echte Dating-Profile von Partnersuchenden aus den USA und Hongkong miteinander zu vergleichen.
Es ergaben sich interessante Unterschiede:
- Teilnehmende am Online-Dating aus den USA suchten eine größere Breite verschiedener Beziehungen (romantische Partner:innen, lebenslange Partner:innen, sexuelle Kontakte, Freundschaften). Teilnehmende aus China suchten häufiger romantische Partner:innen und lebenslange Partner:innen. Sie waren stärker auf feste Beziehungen ausgerichtet als die Teilnehmenden aus den USA.
- Teilnehmende aus den USA nutzten die Profildarstellung, um ihre Chancen zu maximieren, als attraktiv wahrgenommen zu werden und so Kontaktinteresse zu erregen. Sie betonten vor allem positive Eigenschaften und ihre eigene Einzigartigkeit. Teilnehmende aus China schilderten wesentlich stärker mögliche Schwächen und berichteten offener über Gefühle von Einsamkeit.
- Die Motivation der Teilnehmenden aus den USA lag eher darauf gerichtet, die Chancen für ein Zustandekommen eines Kontaktes (welcher Art auch immer) zu maximieren, die Teilnehmenden aus China versuchten demgegenüber eher die Chance zu maximieren, dass sich ein Kontakt tatsächlich weiterentwickelt und fortbesteht, wenn er zustande kommt.
Diese Ergebnisse spiegeln sehr deutlich die Besonderheiten der hohen oder niedrigen Beziehungsmobilität wider:
- Bei hoher Beziehungsmobilität geht es darum, schnell Kontakte zu schließen, gegebenenfalls diese wieder aufzugeben und sofort neue Kontakte zu finden. Auch das Interesse an gleichzeitigen Kontakten verschiedener oder sogar gleicher Art ist bei hoher Beziehungsmobilität erhöht. Solche Ziele können durch die Fokussierung auf eine breite Art möglicher Kontakte, sowie durch Aufmerksamkeitserregung mit denen eigenen (vermeintlich) positiven Eigenschaften erreicht werden. Da Kontakte nicht unbedingt halten brauchen, sind positive Übertreibungen in diesem Sinne durchaus wirksam.
- Bei geringer Beziehungsmobilität ist es wesentlich sinnvoller, auch eigene Schwächen und Gefühle von Einsamkeit zu beschreiben und von übertreibenden positiven Selbstdarstellungen Abstand zu nehmen. Auch ist es bei geringer Beziehungsmobilität sinnvoll, sich von vornherein auf möglichst bestehen bleibende Beziehungsformen auszurichten. Positive Selbstübertreibungen können schnell platzen. Soll eine Beziehung bestehen bleiben, ist es wichtig, Menschen kennenzulernen, die auch die eigenen Schwächen kennen, sie annehmen und mit ihnen umgehen können.
Gleichklang als Plattform ist eher auf eine geringe Beziehungsmobilität ausgerichtet:
- Schwerpunktmäßig geht es uns darum, unsere Mitglieder zu unterstützen, tragfähige und bestehen bleibende Beziehungen zu finden. Hierfür ist eine Orientierung an den in dieser Studie geschilderten Online-Dating Profilen aus Hongkong effektiver und zielführender als eine Orientierung an den Merkmalen der Dating-Profile aus den USA.
Ich erlebe die Studie durchaus als eine Validierung unseres Vermittlungsansatzes bei Gleichklang:
- Wir versuchen nämlich bereits zu einem großen Teil durch unsere Matching Ablehnungs- und Enttäuschungsfaktoren im Vorfeld abzubauen. An die Stelle der überzogenen Selbstdarstellung stellen wir die realitätsgerechte und reflektierte Erfassung der Person – so wie sie ist. Mit zahlreichen Akzeptanzabfragen stellen wir gleichzeitig so weit es möglich ist sicher, dass Menschen mit unterschiedlichsten „Schwächen“ oder „Besonderheiten“ Partner:innen finden können, ohne sich (in diesem Ausmaß) vor Ablehnung fürchten zu müssen.
- Entsprechende Akzeptanzabfragen gibt es beispielsweise für Hochsensibilität, Dating-Tipps für alleinerziehende Singles, Behinderungen, körperliche und seelische Erkrankungen, Autismus, ADHS, sexuelle Funktionsstörungen, HIV, Mittellosigkeit, Absolute Beginners (Menschen ohne Beziehungserfahrungen), Merkmale der geschlechtlichen Identifikation und der sexuellen Orientierung.
ADHS als Beispiel für die Bedeutung der Partnerwahl
Demnächst werde ich einen separaten Artikel über Liebesbeziehungen, Online-Partnersuche und ADHS einstellen.
Die Psychologinnen Knies, Bodalski und Flory untersuchten die Beziehungszufriedenheit und das Konfliktverhalten von Partner:innen von Personen mit ADHS in Abhängigkeit von der Symptomstärke der ADHS und eigenen Tendenzen zu ängstlicher Bindung oder vermeidender Bindung.
Bei ängstlichen Bindungen dominieren Verlustängste, Klammern und Eifersucht. Aufgrund der daraus entstehenden Belastungen in Beziehungen können Partnerschaften scheitern.
Bei der vermeidenden Bindung dominiert demgegenüber ein hohes Ausmaß an Unabhängigkeit und Rückzug. Typischerweise wirkt sich dies eher negativ auf Beziehungen aus.
In unserem kostenlosen Testportal können Sie selbst feststellen, ob bei Ihnen eine ängstliche oder eine vermeidende Bindung besteht:
Der frappierende und gleichzeitig hoch-plausible Befund von Knies und Kolleg:innen ist nun, dass in Beziehungen mit Personen mit ADHS der Einfluss der vermeidenden Bindung genau umgekehrt ist wie er sonst oftmals in Beziehungen beobachtet wird:
- Die ängstliche Bindung wirkt sich in Beziehungen mit Personen mit ADHS – wie auch in anderen Beziehungen – negativ aus. Sie ging in der Untersuchung mit einem aggressiveren Konfliktverhalten, mehr Dominanz und gleichzeitig Unterwerfung, stärker wahrgenommener Vernachlässigung, weniger Kompromissbereitschaft und geringerer Beziehungszufriedenheit einher.
- Die vermeidende Bindung ging aber bemerkenswerterweise mit einer höheren Zufriedenheit, weniger Aggressivität, einer geringeren wahrgenommenen Bedrohung durch Partner:innen und einer erhöhten Kompromissbereitschaft einher.
Diese Befunde bestätigen die Aussagen von durch uns befragten ADHS Betroffenen, die wir demnächst veröffentlichen werden:
- Sie schilderten, dass für den Umgang mit ADHS bei Partner:innen besondere Voraussetzungen erforderlich sind. ADHS Betroffene brauchen Auszeiten und Rückzugsmöglichkeiten, sie müssen ihren Fokus und ihre Aufmerksamkeit auch einmal von Partner:innen abziehen können.
Der Umgang hiermit mit Personen mit ängstlicher und vermeidender Bindung unterschiedet sich:
- Personen mit ängstlicher Bindung haben hiermit verständlicherweise erhebliche Probleme. Denn durch Rückzug und Abzug der Aufmerksamkeit von Partner:innen werden bei ihnen Ängste, Eifersucht, Klammern oder auch Aggression ausgelöst.
- Personen mit vermeidender Bindung können sich demgegenüber wesentlich besser auf Auszeiten einstellen und verlangen keine konstante und andauernde Fokussierung und Aufmerksamkeitszuwendung. Ganz im Gegenteil, sie können von den Möglichkeiten zu temporärer Getrenntheit und Unabhängigkeit profitieren. Deshalb sind sie in Beziehungen mit Personen mit ADHS glücklicher als Personen mit ängstlicher Bindung.
Kompatibiltiät und Passung als Kernelemente von Partnerschaft
Für die Partnersuche zeigen diese Befunde wiederum, wie wichtig es ist, bei der Partnersuche und Partnerwahl auf das Vorliegen der tatsächlichen Voraussetzungen für eine Passung zu achten.
Beziehungen brauchen Kompatibilität, um in Balance zu sein:
- Kompatibilität bedeutet nicht unbedingt Gleichklang, sondern die Passung der Grundparameter, dass Menschen in Beziehungen möglichst viel Positives miteinander erleben können und sich möglichst wenig im negativen Sinne stören oder belasten. Zwischen einer Person mit ADHS und einer hochgradig ängstlich-eifersüchtigen, klammernden und ständig die Aufmerksamkeit verlangenden Person ist diese Voraussetzung nicht gegeben. Zwischen Personen mit ADHS und Personen mit vermeidender Bindung kann diese Voraussetzung aber gegeben sein.
Wir sehen hier gleichzeitig auch die Kontextabhängigkeit der Bewertung der Auswirkungen von personalen Merkmalen auf Beziehungen:
- Bindungsvermeidung wird oft negativ gesehen, aber im Kontext einer Beziehung zu einer Person mit ADHS wird sie positiv. Es kommt also nicht nur auf die Veränderung und Optimierung von Merkmalen, sondern auch auf die korrekte Platzierung im Rahmen der Partnerwahl an. Bindungsvermeidende Personen sind gut geeignet für Beziehungen, in denen ein sehr hohes Ausmaß an wechselseitiger Unabhängigkeit herrscht.
Wenn wir nun auf die Studie von Cheuk-yue Wan und Wai-lan Victoria Yeung zurückkommen, wird außerdem deutlich, wie schädlich der Modus der Teilnehmenden aus den USA für den Aufbau langfristiger Beziehungen sein kann:
- Diejenigen, die auf grandiosen Selbstpräsentation setzen, werden ihre ADHS oder ihre Überforderung mit enger und dauerhafter Nähe nicht zum Ausdruck bringen, so dass eine zielführende Partnersuche unmöglich wird. Die Teilnehmenden am Online-Dating aus Hongkong hätten aber vermutlich beides durchaus benannt.
Bei Gleichklang erfragen wir das Bestehen einer ADHS, Akzeptanz für eine ADHS bei Partner:innen, sowie das Bedürfnis nach symbiotischer Nähe versus Unabhängigkeit. Bei der Vermittlung legen wir dies zugrunde, um Passung, Kompatibilität und langfristige Beziehungen zu ermöglichen.
Letztlich lohnt sich Ehrlichkeit für Beziehungen:
- Offenheit und Transparenz im Dating-Profil ist eine fundamentale Grundvoraussetzung eines an Kompatibilität und Passung orientierten Online-Dating. Hiermit habe ich mich auch in meinem Video Anastasia Biefang: Bestraft für Transparenz und Offenheit? näher auseinandergesetzt.
Ausloten versus Ablehnungshaltung
Die Psycholog:innen Pronk und Denissen haben über eine Serie aus drei Experimenten einen meiner Ansicht durchaus erschütternden Effekt beim Online-Dating beobachtet:
- Völlig unabhängig von Merkmalen eines Profils lehnten Teilnehmende am Online-Dating potenzielle Partner:innen umso häufiger ab, desto mehr Optionen ihnen bereits vorher präsentiert wurden. Die ersten Optionen hatten die höchsten Chancen, danach sanken die Chancen, ganz egal, um was für Optionen es sich handelte.
Fast noch erschreckender:
- Obwohl mit zunehmenden Optionen bereits mehr abgelehnt wurde, sank die Zufriedenheit mit denjenigen Profilen, die trotzdem ausgewählt wurden.
Es ist also nicht so, dass die Teilnehmenden wegen der mehreren Profile einfach nur strenger auswählten. Sie wählten vielmehr einerseits strenger aus und schätzten aber gleichzeitig den Wert der dennoch ausgewählten Profile geringer ein!
Besonders stark waren diese Effekte übrigens bei Frauen ausgeprägt.
Eine weitere Analyse zeigte, dass der entscheidende Faktor die Anzahl der vorherigen eigenen Ablehnungen war:
- Je öfter eine Person bereits Vorschläge ablehnte, desto häufiger lehnte sich auch weitere Vorschläge ab.
Es entstand also ein quasi automatisiertes Ablehnungsmuster, welches immer neue Ablehnungen produzierte.
Die Autor:innen untersuchten auch, auf welcher psychischen Verarbeitung dieses Ablehnungsmuster beruhte:
- Mehr Vorschläge führten zu mehr Ablehnungen, diese führten wiederum zu mehr Unzufriedenheit und einer stärkeren Wahrnehmung der eigenen Partnersuche als erfolglos.
Unzufriedenheit und die Erfolgslosigkeits-Wahrnehmung führten dann wiederum dazu, dass noch mehr Vorschläge abgelehnt wurden. Es handelt sich hier also um einen klassischen Teufelskreis.
Die Autor:innen führen abschließend aus (ins Deutsche übersetzt):
- Unsere Untersuchung zeigt, dass – anstatt von mehr Auswahlmöglichkeiten zu profitieren, und der Suche nach dem bestmöglichen Partner näher zu kommen Partner zu finden, kann die Flut von Partnerprofilen ein Gefühl der Gefühl der Unzufriedenheit und des Pessimismus bei der Partnersuche auslösen, was dazu führt, dass sich die Nutzer allmählich vor Paarungsmöglichkeiten “verschließen”. Unsere Ergebnisse könnten daher erklären, warum die Menschen immer unzufriedener und frustrierter über die moderne Partnersuche sind.
Die Autor:innen vermuten übrigens, dass dieser Effekt eine Teilerklärung für die Sachlage sein könnte, dass das Aufkommen des Online-Dating und der Dating-Apps mit steigenden Single-Raten bei nach wie vor fortbestehendem Beziehungswunsch korreliert ist.
Genau hierüber handelt auch mein Video über die Psychologie des Dating-Paradoxes – oder warum wir bei mehr Kontakten weniger Beziehungen finden?.
Die Analysen der Autor:innen bestätigen in wissenschaftlicher Präzision das, was wir bei vielen Mitgliedern, die sich an uns wenden, feststellen.
Die Schwierigkeit ist, dass der Effekt dem Bewusstsein nicht zugänglich ist:
- Die Betreffenden wissen nur, dass sie unzufrieden und resigniert sind, sie wissen aber nicht, woran es liegt und gehen daher davon aus, dass es an Ihren Merkmalen (Eigenattribution), an den anderen Mitgliedern (Fremdattribution an andere Partnersuchende) oder an uns (Fremdattribution an Plattform) liegt.
Grundsätzlich sehen wir, dass Aussichten auf eine erfolgreiche Partnerfindung während des gesamten Zeitraumes der Teilnahme bestehen. Es finden bei uns also auch noch solche Mitglieder Partnerschaft, die bereits 1, 2, 3, 4 oder 5 Jahre bis dahin erfolglos suchten.
Ebenso sehen wir aber, dass bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolglose Mitglieder aufgeben, also ihre Suche beenden. Bei manchen Personen liegt die Schwelle hier nur bei wenigen Wochen bis Monaten, bei anderen bei einem Jahr, zwei Jahren etc.
Dieses Aufgeben ist vermutlich eine Folge des von Pronk und Dennissen herausgearbeiteten Effektes der Entstehung einer Ablehnungshaltung, die subjektiv als Unzufriedenheit und geringe Erfolgschancen erlebt werden.
Was tun?
Es gibt Auswege aus diesem Teufelskreis, die darin bestehen, ihn bewusst zu durchbrechen:
- Die Grundhaltung sollte sich nicht auf die Erwartung möglichst viele Vorschläge oder Kontakte beziehen, sondern allein auf die begründete Hoffnung, dass eines Tages über das Online-Dating die eine Person kennengelernt wird, mit der eine Beziehung entsteht.
- Diese Grundhaltung sollte ergänzt werden um die Anerkennung der Sachlage, dass die vergangene Erfolglosigkeit absolut nichts über den künftigen Erfolg aussagt. Nur weil bisher die passende Person nicht dabei war, ändert dies nichts an der Erwartung, dass die passende Person in der Zukunft noch kennengelernt werden kann.
- Wer mit diesen Annahmen an das Online-Dating herangeht, wird weniger mit Unzufriedenheit und Erfolglosigkeits-Erwartung reagieren. Dadurch kann das Entstehen einer (unbewussten) Ablehnungshaltung verhindert werden. So werden die künftigen Partner:innen mit geringerer Wahrscheinlichkeit abgelehnt und gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die betreffenden Personen dabei bleiben, bis eine Beziehung gefunden wurde.
- Treffen Sie Ihre Entscheidungen nicht in Sekunden, sondern lesen Sie sich alle Profilinformationen genau durch. Dies kann zu einer zweiten Bewertung führen, die anders ausfallen kann als der erste Eindruck. Lassen Sie sich Kontaktoptionen offen und konzentrieren Sie sich eher auf die positive Bewertung (z.B. Interessant-Einstufung) als auf die Ablehnungen (Löschen oder als Ignorieren einstufen).
Entfremdung versus Verbundenheit
Online-Dating im Kontext einer hohen Beziehungs-Mobilität führt die Teilnehmenden zur Entfremdung von sich selbst:
- Übertreibung und grandiose Selbstdarstellung ziehen an und faszinieren, daraus entstehende Kontakte und Beziehungen werden aber brüchig und fragil sein. Die betreffenden Personen werden verwirrt über sich selbst und ihre Beziehungen.
- Wenn die eigene Person in ihrer Wirklichkeit in den Hintergrund tritt, werden für die Partnerwahl wichtige Faktoren nicht mehr benannt. Dabei zeigt das Beispiel der ADHS, wie essentiell es ist, dass eine Beziehung auf der Basis von Passung und Kompatibiltiät und nicht aufgrund von Schein und Verblendung entsteht.
Für alle Besonderheiten gibt es Platzierungsmöglichkeiten:
- Es gibt keinen Grund, die eigenen Eigenschaften zu verbergen, weil auch und gerade mit diesen Eigenschaften eine passende Person gefunden werden kann.
Partnersuche als Suche nach Kompatibilität kann Zeit brauchen, führt aber zur Verbundenheit mit der eigenen und der schließlich gefundenen Person:
- Hierzu ist es notwendig, unbewusst entstehenden negativen Erwartungs- und Ablehnungshaltungen vorzubeugen. Dies ist möglich, wenn Sie den Blick auf das Ziel gerichtet halten.
- Der Fokus sollte auf die Auslotung von Begegnungsmöglichkeiten gerichtet sein und nicht auf sekundenschneller Ablehnungen, die sich schnell unbemerkt verselbstständigen und zur Ablehnung künftiger Partner:innen führen können.
Die Mehrheit der Mitglieder bei Gleichklang könnten unter ihren bereits erhaltenen Vorschlägen die Person finden, mit der sie eine glückliche Beziehung führen können. Schauen Sie sich daher noch einmal alle Vorschläge an und nehmen Sie den Kontakt auf, um die gemeinsamen Möglichkeiten auszuloten.
Zusammenfassung
Resümee und Empfehlungen
Die verschiedenen von mir heute angesprochenen Studien und Befunde sind wie Bruchstücke, die sich zu einem ganzen Bild vereinen lassen:
- Klären Sie Ihre eigenen Beziehungsziele: Sie streben eine hohe Beziehungsmobilität an – also schnelle Beziehungen, die sich auch gerne wieder schnell auflösen dürfen? Dieses Ziel können Sie mit einer übertrieben positiven Selbstdarstellung erreichen. Langfristige Bindungen entstehen hieraus aber nur selten. Bei Gleichklang werden Sie insgesamt auf wenig Resonanz stoßen. Sie suchen dauerhaft fortbestehende Beziehungen (Partnerschaft, Freundschaft, Gemeinschaft etc.)? Stellen Sie sich so vor, wie Sie sind, mit ihren echten Gefühlen und mit Ihren „Schwächen“.
- Suchen Sie nach Kompatibilität: Partner:innen müssen nicht genau so sein wie Sie, aber sie müssen Kompatibilität, Passung und Gemeinsamkeit erleben. Was für Sie kompatibel und passend ist, hängt wiederum von Ihren eigenen individuellen Werten, Lebensauffassungen, personalen Besonderheiten und Lebenszielen ab. Wir versuchen bei Gleichklang, diese so gut wie möglich zu erfassen, und diese dann beim Matching zugrundezulegen. Hierzu gehört auch das Akzeptanz-Matching für Merkmale, die manchmal auf Ablehnung stoßen, wie ADHS, Autismus, Hochsensibilität, Alleinerziehenden-Status, Behinderungen, körperliche oder seelische Erkrankungen, Besonderheiten der geschlechtlichen und sexuellen Identifikation etc. Offenheit und Transparenz im Dating-Profil sind eine fundamentale Grundvoraussetzung eines an Kompatibilität und Passung orientierten Online-Dating – mehr Argumente hierfür finden Sie in meinem Video “Anastasia Biefang: Bestraft für Transparenz und Offenheit”.
- Vermeiden Sie eine Ablehnung-Haltung: Leider kann allein aufgrund der Anzahl von Vorschlägen und vor allem von Vorschlägen, die durch Sie abgelehnt werden, unbewusst eine eigene Ablehnungshaltung entstehen. Sie lehnen dann immer mehr Vorschläge ab, auch solche, die gut passen. Es liegt also nicht an den Vorschlägen, nur wissen Sie dies nicht. Hiermit korrelieren Unzufriedenheit und die Wahrnehmung der eigenen Erfolglosigkeit. Ergebnis können Aufgabe, Resignation und tatsächlich dauerhafte Erfolglosigkeit sein. Richten Sie Ihre Zielstellung allein und nur auf das Ziel aus, dass eines Tages die richtige Person kennengelernt wird. Machen Sie sich klar, dass dieses Einzelereignis (Kennenlernen der richtigen Person) überhaupt nicht durch vorherige Erfolglosigkeit beeinträchtigt wird. Nur weil bisher die passende Person nicht dabei war, ändert dies nichts an der berechtigten Erwartung, dass die passende Person in der Zukunft noch kennengelernt werden kann. Konzentrieren Sie sich auf die positive Einstufung von Vorschlägen und nicht auf Löschen oder Ablehnen. Treffen Sie Ihre Entscheidungen nicht in Sekunden, sondern lesen Sie sich alle Profilinformationen genau durch, um einer zweiten Bewertung eine Chance zu geben.
Mit der richtigen Grundhaltung und Strategie können Sie das Dilemma vermeiden, dass mehr Optionen zu weniger Chancen bei der Partnersuche führen können. Hierzu erfahren Sie mehr in meinem Video “Psychologie des Dating-Paradoxes – oder warum wir bei mehr Kontakten weniger Beziehungen finden”.
- “Hallo,da ich einen wundervollen Mensch kennen und lieben gelernt habe, möchte ich gerne mein Abonnement kündigen. Wie mache ich das am Besten? Freundliche Grüße”
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